25. Juli 2025

Die neue Radbrücke in Böblingen

Am Dienstag wurde die neue Radbrücke am Ende der Radschnellverbindung von Rohr nach Böblingen eröffnet. 

Die Brücke verbindet das Ende der Römerstraße mit der Waldburgstraße aufseiten Böblingens und überbrückt die Panzerstraße. Nach Angaben des Landrats, der bei der Eröffnung sprach, soll es beim Überqueren der Panzerstraße Zusammenstöße von Radfahrenden mit Autos gegeben haben, die hier sehr schnell herankommen. Es gibt eine Querungshilfe, aber die muss man auch erst mal finden. Wer hier zum ersten Mal ankam, fand sie vermutlich nicht. 

Die Suche fällt jetzt weg. Man sieht den Brückenaufgang sofort und radelt auf zweihundert Metern Länge in sanftem Bogen über die Panzerstraße. Das ist schön und gut gemacht. 

Beheizt ist die Brücke übrigens nicht, wie der Landrat in Anspielung auf die Tübinger Radbrücke erleichtert bemerkte, erspart man sich so die Wasserglas-Aufregung der Presse. Das werte ich als Hinweis darauf, wie schädlich die skanalisierende Presseberichterstattung für das Agieren von Politikern ist. Sie trauen sich dann weniger. Allerdings war nie geplant, die Brücke im Winter zu beheizen. Sie muss bei Glätte gestreut werden, und man kann nur hoffen, dass das zuverlässig geschieht, bevor die ersten Radfahrenden im Winter frühmorgens ihre Arbeitswege antreten. 

Damit ist aufseiten Böblingens die Radschnellverbindung, die 2019 eröffnet wurde, komplett. 

Nicht so aufseiten Stuttgarts. Radelt man zurück nach Stuttgart, trifft man auf einen Abschnitt Kopfsteinpflaster (der noch zu Sindelfingen gehört und das historisches Pflaster zeigt) und auf diese Brücke, die eines Radschnellwegs unwürdig ist. Sie ist schmal und wird von Fußgänger:innen ebenfalls benutzt. Und im Winter wird sie auch nicht von Eis oder Schnee befreit. 

Stuttgart - Verwaltung und Lokalpolitik - tut sich zwiemlich schwer mit dieser Radschnellverbindung zwischen Böblingen/Sindelfingen und der Stuttgarter Innenstadt. Die Anbindung ab Vaihingen Zentrum und Vaihingen Bahnhof kommt nicht voran. In der Waldburgstraße, auf der man direkt nach Rohr hoch radelt, ist ein breiterer Schutzstreifen heftig umstritten, weil er die Anwohnenden Parkplätze kostet, und wird wohl nicht so umgesetzt, wie es dem Radverkehr angemessen ist. Die Waldburgstraße mit dem Rad nach Vaihingen runter fahren ist auch nicht angenehm, weil man entlang geparkter Autos fahren muss, also ziemlich mittig und selbstbewusst auf der Fahrbahn. Da hat man dann Autofahrende hinter sich, die sich wünschen, man würde wirklich mit 40 km/h da runter rollen, und ständig auf eine Überholgelegenheit lauert. Tatsächlich behaupten Anwohner:innen ja, die Radler würden da mit 70 km/h runter rasen, um gegen eine Ertüchtigung der Waldburgstraße für Radfahrende und für den Erhalt der öffentlichen Autoabstellflächen zu argumentieren. Diese Behauptung ist absurd, zeigt aber, dass viele Leute den Radverkehr in der Straße für gefährlicher halten als den Autoverkehr. 






21 Kommentare:

  1. Der Abschnitt mit dem Kopfsteinpflaster liegt im Landkreis Böblingen und dient als Sichtfenster in die unrühmliche Vergangenheit. Er stellt einen Kompromiss mit dem Denkmalschutz dar.

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  2. Stimmt, ich war unpräzise. Kann man aber nur da machen, weil die Brücke kommt und alles aufhört.

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  3. Wie stand es so schön in der Stuttgarter Zeitung: "Lange Diskussionen gab es auch über den Sinn der Brücke: Nicht nur weil 0,3 Hektar Wald gerodet werden mussten, sondern weil Ortskundige meist eine alternative Strecke am AWO-Heim benutzen, bei der man Höhenmeter spart."
    https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.polizei-kontrolliert-radfahrer-die-radbruecke-fordert-ihren-zoll.a8ec221f-a359-4cbe-b9f7-fe97776ea7af.html

    Da ist offensichtlich viel Geld eher sinnlos investiert worden.

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    1. Liebes Anonym, du magst anscheinend den Radverkehr nicht sonderlich, sonst würdest du so nicht kommentieren. Verglichen mit den Unsummen,die für den Ausbau von Autostraßen, Autotunneln und Autobrücken ausgegeben werden, ist das, was die Brücke gekostet hat, gar nichts. Und der Weg ist damit auch für Leute zu finden, die nicht ortskundig sind.

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    2. Hey Anonymus, die von dir zitierte Strecke ist einer der vielen Forstwege die durch den Wald führen. Hier geht es um durchgängige Radinfrastrukur und sichere Querung einer stark befahrenen Strasse. Gruss Frank

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    3. "Sinnlos" ist relativ. Infrastruktur ist nötig und wird auch von allen getragen. Sie hat nur unterschiedliche Zielgruppen.
      Der Rosensteintunnel hat ~500 Mio. € gekostet. Radfahrende finden ihn zum Teil wahrscheinlich auch "sinnlos", weil ortskunde Autofahrer ja einfach die Neckartalstraße & Pragstraße nutzten konnten.

      Und nein, die 9.5Mrd€ KFZ Steuereinnahmen reichen bei weitem nicht, um alle KFZ-Infrastrukturprojekte zu tragen.

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    5. 0€ Korrekt.
      Dafür zahlenden Radfahrende genau wie alle anderen MwSt. Lohnsteuer und haben meist auch ein KFZ auf sich zugelassen, welches einfach weniger bewegt wird.
      Mit gleicher Argumentation kann man jeden Gehweg, jede Fußgängerzone und jeden Aufzug in der Luft zerreissen.

      Aber da die Steuern eh nicht zweckgebunden sind, lohnt auch eine Diskussion nicht. Wer viel zahlt, hat nicht mehr Anspruch auf Leistungen.

      Hier noch etwas Lesenwertes aus dem Blog:
      https://dasfahrradblog.blogspot.com/2024/02/mythos-radfahrende-zahlen-keine-steuern.html#more

      Ich zahle für meinen Auto 46€ im Jahr. Mir ist bewusst, dass mit dieser Höhe die bestehende Infrastruktur nicht finanziert werden kann.
      Wenn es aber gute Radwege bringt, dann hätte ich gern mein Rad nach Platz,- und Energiebedarf besteuert. Ich bin dafür! Ich zahle sofort 20€ im Jahr für mein Fahrrad, wenn damit diese elendige Diskussion aufhört.

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    6. @Anonym 25.7.2025 13:14
      Die Kommentare zu diesem Blog bewegen sich auf einem Niveau, wo grundlegende, zur Allgemeinbilsung gehörende Kenntnisse Voraussetzung sind. Wir dürfen Sie also bitten, hier nicht auf diesem allerdümmsten Level zu "argumentieren."

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    7. -bildung natürlich

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    10. Selbstverständlich ist die Kraftfahrzeugsteuer nicht zweckgebunden für Infrastruktur oder würde sich auch nur daran bemessen. Selbst wenn man sich eine Art Zweck vorstellt, gibt es jede Menge anderer externalisierter Kosten des Individualverkehrs, die praktisch alle bei Kraftfahrzeugen um Größenordnungen höher ausfallen als bei Fahrrädern. Aber nur mal angenommen, Straßenverkehr spielte da konkret eine wichtige Rolle, können wir mal eine kleine Abschätzung machen:

      Wenn es bei so einer Besteuerung um Infrastrukturkosten ginge, müsste sich die Höhe einer solchen Steuer an Fahrzeugmasse (eigentlich Achslast) in der dritten Potenz, Platzbedarf, typischer oder tatsächlicher Kilometerleistung und der damit nutzbaren Infrastruktur (wahlweise absolut oder gemessen am notwendigen Instandhaltungsaufwand) bemessen.
      Da alle diese Faktoren bei Kraftfahrzeugen größer als bei Fahrrädern sind, nehme ich mal den vielleicht größten Unterschied: die Straßenabnutzung aufgrund des Fahrzeuggewichtes (mal völlig ab von den höheren Geschwindigkeiten die ebenso zu überproportionaler Abnutzung führen). Bei PKW haben wir bei recht konservativ geschätzten 1500kg durchschnittlicher Fahrzeugmasse 750kg Achslast, beim Fahrrad vielleicht 100kg Fahrzeugmasse 50kg Achslast. Damit ergibt sich ein Faktor von 3375 den der Anteil bei PKW-Haltern größer sein muss als bei Radfahrern (Der Faktor bei LKW ist natürlich entsprechend noch viel höher).
      Bei etwa 20 Mrd. Euro Ausgaben im Straßenbau pro Jahr ergibt sich damit Anteil von etwas unter 6 Mio. Euro, der auf alle Fahrrad-Halter verteilt werden müsste, also auf etwa 55 Mio. Erwachsene (etwa 77% haben ein Fahrrad und nutzen es auch, ich habe vorher 11 Mio. Kinder abgezogen). Macht im Ergebnis knapp EUR 0,11, wohlgemerkt ohne LKW auch nur in Betracht zu ziehen.
      Hannes

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    11. ich zitiere aus dem Beitrag um 13:11 Uhr: "Und nein, die 9.5Mrd€ KFZ Steuereinnahmen reichen bei weitem nicht, um alle KFZ-Infrastrukturprojekte zu tragen."

      Übersehen?

      Ich würde viel lieber inhaltlich diskutieren, das ist hier aber offensichtlich nur schwer möglich.

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    12. Allein die Ausgaben für Straßenbau liegen eher bei 20 Mrd. Euro als bei 9.5 Mrd. Euro. Letztere können also nicht einmal dafür reichen. Die Kfz-Steuer müsste aber nach dieser Denkart auch andere Kosten abdecken, zum Beispiel Gesundheitskosten.
      Hannes

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    13. Mein Fehler, etwa 21 Mrd. ist der Bundesetat in 2025 für Straßenbau und Betrieb der Bundesfernstraßen und Autobahnen, daher nur diese.

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  4. Das Denkmalfenster liegt korrekterweise in Sindelfingen. Bur damit die Darstellung seine Richtigkeit bekommt. Nicht Böblingen und die Landeshauptstadt grenzen aneinander, Sindelfingen und die Landeshauptstadt tun das.

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  5. Auf den Fotos ist zu erkennen, dass die Brücke für Radfahrer und Fußgänger freigegeben ist ohne diese voneinander zu trennen. Das ist dann wieder die übliche Murkslösung, ohne Sinn und Verstand geplant und umgesetzt. Aber zugegeben dennoch deutlich besser als vorher.

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    1. Die Zahl der Fußgänger:innen dürfte hier höchstens am Wochenende nennenswert sein. Übrigens gehen auch auf dem Radschnellweg Menschen zu Fuß, teils auf einem abgetrennt markierten Streifen, teils dann auch ohne diesen Streifen.

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  6. "Sie muss bei Glätte gestreut werden, und man kann nur hoffen, dass das zuverlässig geschieht, bevor die ersten Radfahrenden im Winter frühmorgens ihre Arbeitswege antreten."

    Vielleicht in der Christophoruskirche in Wangen eine Kerze (oder ein paar Hundert) anzünden?

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  7. Die Leute interessiert nicht die Sicherheit. Die sind faul, bequem und geizig und wollen ihr privates Blech kostenlos vor das eigene Grundstück stellen. Das erklärt 99 Prozent der Aufregung von Nimbys

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