12. September 2019

Die Mobilität ist weiblich, der Verkehr männlich

Petra Sturm ist Rennradfahrerin und zieht im Standard ihre persönliche Bilanz übers Radfahren  in Österreich und die Rolle der Frauen im Straßenverkehr.

"Ich ärgere mich auf Wiens Straßen täglich über breite SUVs, dir mir als Radlerin das legale Fahren gegen die Einbahn verunmöglichen, und fühle mich auf dem Radstreifen bedrängt. Gute Tipps von Polizisten, ich solle halt lieber öffentlich fahren, wenn ich den Straßenverkehr gefährlich finde, brauche ich genauso wenig wie rasende Männer in großen, schwarzen Autos mit fetter Soundanlage, die mir "Verfickte Hure am Rad" nachrufen, oder schnelle Radler, die mich auf dem Radweg riskant überholen. Gegen patriarchale Strukturen bin ich allergisch."

In Österreich ist etwas geschehen, was die Diskussion übers Radfahren zugespitzt hat und symptomatisch ist, für den Umgang mit Radfahrenden. 


Anfang August prallte ein 60-jähriger Autofahrer auf gerader Strecke auf ein Fahrrad mit Kinderanhänger, schleuderte das Gespann auf ein Feld und tötete die beiden Kleinkinder im Anhänger. Das Schlimmste daran: Es begann eine Hetze auf Frauen, die mit ihren Kindern im Fahrradanhänger unterwegs sind. Sie würden ihre Kinder gefährden, so der Vorwurf. Dies müsse verboten werden.

Er verstehe jetzt den Feminismus, erklärte mir vor einigen Jahren ein junger Radfahrer: Im Grunde ergehe es den Radfahrenden im Straßenverkehr wie den Frauen in der Gesellschaft, sie würden bedrängt, an den Rand gedrängt, bekämen nicht genug Bewegungsraum, hätten auf ihren Wegen (ihrer Karriere) immer Nachteile und Umwege in Kauf zu nehmen, und würden aufgefordert, Orte zu meiden, wo ihnen Gefahr durch die Stärkeren drohen könnte (Fahrbahnen, dunkle Parks), und sich besonders zu kleiden (Helme, keine Miniröcke).

Historisch gesehen, war das Fahrrad in Europa ein Emanzipationsvehikel für Frauen. Sie konnten damit ihren Aktionsradius in der Öffentlichkeit erweitern. Das galt bis in die siebziger Jahre hinein, solange es nur ein Auto im Haushalt gab und der Mann darüber verfügte. Woanders ist das Radfahren immer noch ein Politikum für Frauen. Ich habe den Film "Das Mädchen Wadjda" gesehen. Die Regisseurin Haaifa Al Mansour erzählt die Geschichte eines elfjährigen Mädchens in Saudi-Arabien, dessen Traum es ist, Fahrrad zu fahren, was als unschicklich gilt. Sturm weist in ihrem Essay darauf hin, dass Rennradfahren auch in der westlichen Welt immer noch eine reine Männerdomäne ist. Der Radrennsport wird durchweg von männlich dominierten Vereinen organisiert und bietet keine ausreichenden Strukturen und Lizenzrennen für Frauen an. Das liegt, so meint sie, auch daran, das es ein rein athletischer Sport ist und im Gegensatz zu Tennis, Eiskunstlauf keine tänzerischen oder grazilen Anteile hat. Ich ergänze: Die über den Lenker gebeugten Sportlerinnen sind anders als in der Leichtathletik, wo Frauen halb nackt laufen oder springen oder Beach Volleyball spielen müssen, nicht als weibliche Körper betrachtbar. 


Auch der Fahrradhandel wird von Männern bestimmt. Wenn ich in ein Fahrradgeschäft gehe, begegnen mir nur Männer. Einmal bin ich in einem Radladen einer Frau begegnet, die hat die Helme verkauft. Die Fahrräder wurden von Männern hingestellt. Fahrradhändler irritieren auch Männer, wie die SZ schon vor Jahren mal spottete. Ein gewisser Tadel schwingt halt oft mit, wenn ich mit einem alltagsverdreckten Rad einlaufe, weil ich einen Platten habe, und auch die falschen Begriffe verwende. Beim Besuch eines großen Fahrradausrüsters fielen die Antworten auf meine Fragen sehr kurz aus (eine Frau versteht eh nix von Fahrrädern). Und als ich einen Hersteller von Radbekleidung zu erklären versuchte, dass Regenklamotten für Männer entworfen werden, nicht aber für radelnde Frauen, die bräuchten einen Kittel, der vorn bis zu den Füßen geht, wollte der erst überhaupt nicht mit mir reden und bügelte mich dann ab: "Die Fahrradläden bieten so was nicht an, es würde auch sowieso niemand kaufen."

Herrenräder sind die Norm, Damenräder sind peinlich. Für Diamantrahmen gibt es reichlich Zubehör (Rahmentaschen, Getränkehalter, Wandaufhängungen), die für Trapezrahmen nicht mehr passen, für Tiefeinsteiger schon gar nicht. Natürlich kaufen Frauen heute auch Herrenräder, und wenn sie sie im Laden verlangen, kriegen sie sie auch vorgeführt. Aber der Händler greift nicht zum superleichten Rennrad oder Montain-Bike, wenn eine Frau in den Laden kommt und ein cooles Fahrrad kaufen möchte. Ich erinnere mich noch an das Entsetzen (ode vielmehr sein tadelndes Stirnrunzeln) eines Fahrrädhändlers, als ich vor dreißig Jahren ein Rennrad kaufen wollte. Es ist mir damals nicht gelungen. Ich habe mich überzeugen lassen und eine Frauenversion mit weniger Gängen und dafür höhrerem Gewicht bekommen. Und dann kommt es zu dem typischen Ungleichgewicht beim Ausflug radelnder Paare. Er fährt auf dem leichten Superfahrrad ohne Gepäckträger voran, sie keucht auf dem schwereren Rad hinterher und hat auf dem Gepäckträger noch die Jacken dabei. Beiden macht das keine Freude. (Erst die Pedelecs haben das Verhältnis umgedreht: jetzt ist die Fraue auf dem Pedelecs schneller den Berg oben als der Mann auf seinem Sportrad.) Das sind jedoch vergleichsweise leicht lösbare Probleme: Es ist mir ja nicht verboten, genau das Fahrrad zu kaufen und zu fahren, das ich haben will.

Schwieriger wird es bei der Teilnahme am öffentlichen Straßenverkehr. Der ist fürs Radfahren mit dem vielerorts kaum zu übersehenden Gestus des Widerwillens nur halbwegs praktikabel eingerichtet, es gibt ein paar Radwege und Radfahrstreifen, der Rest ist Fahrbahn und testosterongesteuerter Stellungskampf. Radwege werden von Falschparkern nicht freigeräumt (die armen Autofahrer/innen, irgendwo müssen die doch parken!), für östrogengesteuerte Menschen, allemal denen mit Kindern, ist der Straßenverkehr nicht ausgelegt, es fehlen Friedensräume. Das sehr männliche Prinzip vom Recht des Stärkeren regiert und treibt die Frauen in die Autos, in besonders große, die SUVs, wo sie sich geschützt und unbehelligt fühlen können.

Fußgängerzone: Motorrad vor dem Café geparkt
Der Straßenverkehr ist der Ort für PS-Wettkämpfe. Männer lieben ihn. Der Verkehr ist invasiv, er erobert jede Fläche, dringt in Fußgänger/innenbereiche ein, macht sich auf Radfahrstreifen und Radwegen breit und verdrängt damit alles, was er als schwach und wehrlos empfindet, weil es nicht im Auto sitzt: Menschen zu Fuß, spielende Kinder, Alte mit Rollatoren, Rollstuhlfahrende, Radfahrende und Leute auf E-Scootern.
Regelwidrig im geschützten Modus
Der Straßenverkehr ist hierarchisch. Er gibt den Druck nach unten weiter: Radfahrende (und E-Scooterfahrende) werden auf der Fahrbahn eingeschüchtert und weichen auf den Gehweg aus, wo sie Fußgänger/innen stressen.
Dass der Straßenverkehr vor allem für Männer ein Tournierplatz ist, zeigt sich auch daran, dass mehr Männer in ihren Autos zu Tode kommen (und Unfälle verursachen) als Frauen. Männer fahren schneller und riskanter und verlieren öfter als Frauen die Kontrolle über ihr Fahrzeug. Immer wieder nehmen sie dabei auch Unbeteiligte mit: Fußgänger/innen, Radfahrende, Kinder, so wie unlängst in Berlin und Stuttgart Feuerbach).
Und obgleich fast gleich viele Frauen wie Männer Rad fahren, verunglücken auch mehr Männer mit ihren Rädern. Offensichtlich riskieren Frauen beim Radfahren weniger und fahren öfter verkehrsfernere Strecken. Es gibt allerdings ein Unfallmuster, bei dem etwas mehr Radfahrerinnen verunglücken und oft auch sterben als Radfahrer. Das ist der Abbiegeunfall, den ich Vertrauensunfall nenne. Denn sie geschehen in Situationen, in denen sich Radfahrende darauf verlassen, dass sie gesehen werden und Autofahrende sich an die Verkehrsregeln halten. Sie geschehen oft auf der Radinfrastruktur, die uns am sichersten vorkommt ohne es zu sein, dem Radweg. Und bei genau diesem Unfalltyp sind die Versuche von Polizei und Öffentlichkeit häufig, dem Opfer eine Mitschuld zu geben, was sich in der Empfehlung ausdrückt: "Besser aufpassen, lieber mal auf die Vorfahrt verzichten!", statt wirkungsvolle Maßnahmen zu ergreifen, damit sich Autofahrende an die Regeln halten und andere Verkehrsteilnehmer/innen nicht töten. Das Verkehrsrecht steht den Opfern auch nicht bei. Ein Lkw-Fahrer, der einen Jugendlichen, einen Senior oder eine Frau auf dem Fahrrad beim Abbiegen tötet, kommt so gut wie immer mit einer Geldstrafe davon.

Unsere gesamte Verkehrsinfrastruktur ist von Männern für Männer gemacht worden. Sie schafft und setzt das Wegerecht für die stärksten Fahrzeuge durch und schränkt das Wegerecht für die nicht motorisierte Fortbewegung ein, für Fußgänger/innen und Radfahrende. Leitmotiv ist die unverhohlene Technikfaszination, die zu einer Dominanz teurer, glänzender und hoch motorisierter Fahrzeuge im öffentlichen Raum führt. Prestige und Kraft, das sind Kriterien des Wettbewerbs unter Männern. Ein Relikt des Balzverhaltens, um schwächere Männer auszustechen und damit Frauen zu beeindrucken. Die Poser, die unsere Städte mit Lärm und Raserexzessen (bis hin zum Tod Unbeteiligter) überziehen, sind meist junge Männer.

Einer der ersten Schutzsstreifen
Auch der die Radverkehrsaanlagen werden noch immer mehrheitlich von Männern für männliche Radfahrer geplant. In Stuttgart sind in den achtziger Jahren, als es die ersten Radlerdemos gab und der erste Fahrradbeauftragte eingestellt wurde, eher sportliche junge Männer auf Fahrräder unterwegs gewesen. Erst die Pedelecs haben das Radfahren in der Stadt mit ihren Hügeln für alle attraktiv und möglich gemacht.
Die Stuttgarter Haltegriffe an Ampelmasten dienten, als sie erfunden wurden, vor allem den Rennradfahrern, die ihren Fuß beim Warten nicht aus dem Klickpedal nehmen (und später wieder einrasten müssen) wollen. Ich würde lieber meinen Fuß auf einem erhöhten Bord abstellen. Dann habe ich beim Starten beide Hände am Lenker.  
Und so manche, auch nagelneue Radstreifenführung ist nur für Unerschrockene  tauglich, die schnell eine Situation erfassen, schnell auf ihren Rädern beim Massenstart an einer Ampel antreten und sich selbstbewusst vor den Autofahrer setzen, um von ganz rechts nach links zu kommen. Wer diese Eigenschaften der Wettbewerbslust, Stärke und Kampfbereitschaft nicht hat, scheitert und weicht auf in der Streckenführung leichter verständliche Gehwege und Fußgängerampeln aus. Radinfrastrukturen in Stuttgart, die eher Angst machen als einladen, habe ich hier oft beschrieben. Sie stören übrigens auch viele Männer. Auch die finden es nicht ermutigend, wenn Radstreifen immer vor der komplizierten Kreuzung oder dem Kreisverkehr aufhören.

Radfahren ist das letzte Refugium des zivilen Ungehorsams im Alltag. Wenn ich problematische Strecken und fehlende Radführungen moniere, erklärt mir immer mal wieder ein Mann, wie man sie fahren müsse, einschließlich der Regelverletzungen, die man begehen muss, damit man ungestreift durchkommt. Ein bisschen Gehweg, hier in Rotlicht umgangen, dort dem Auto vor den Kühler gehüpft, das tägliche Abenteuer und dazu die tägliche private Protestaktion gegen die schlechte Infrastruktur fürs Fahrrad. Als Radfahrer kannst du politische Fanale setzen. Als Radfahrerin willst du aber gar nicht auf jeder Fahrt demonstrieren und protestieren. (Als Radfahrer vielleicht auch nicht.)

Wer braucht Radwege? Bisher waren es nur Männer, die mir erklärt haben, dass Radwege unnötig seien, eine unzumutbare Gängelung des Radfahrers, und dass man sich auf der Fahrbahn den Platz nehmen müsse, der einem zusteht. Wenn ich regelkonform und ohne Adrenalinkick (ohne Autofahrende zu ärgern) radeln möchte, dann bin ich doof (kleinmütig, angepasst, eben ein Mädchen). Der Straßenverkehr stellt sich als Tummelplatz eines bestimmten Typs von Menschen dar, mit Eigenschaften, die wir mit Männlichkeit asoziieren: aggressiv, schnell, selbstbewusst, sportlich, sogar zum Körpereinsatz auch aufkosten der eigenen Gesundheit bereit, um das Recht des Underdogs gegen die Arroganz des Stärkeren durchzustzen. In den Autos, die das Recht des Stärkeren verkörpern, sitzen natürlich nicht nur Männer, sondern auch viele Frauen, die teils ebenfalls durchaus wüst auf dem Recht des  Stärkeren beharren, Radfahrende und Zufußgehende gering schätzen und deshalb zum Beispiel zu knapp überholen oder auf Gehwegen parken. Das ändert aber nichts an dem Grundprinzip unseres Straßenverkehrs, aggressiv, invasiv und verdrängend zu sein. Dagegen punkten Eigenschaften nicht, die wir eher Frauen zuschreiben: kooperativ, kommunikativ, mitfühlend, achtsam, defensiv. Es regieren Schnelligkeit, Kraft, Überholpotenz, Lärm und die schlichte physische Masse mit großer Tötungspotenz.

Diesen Nimbus der Tödlichkeit des Autoverkehrs halten wir hoch. Es scheint, als übe er eine gewisse gruselige Attraktivität auf die Medien aus. Er hilft, Tragödien zu erzählen. Und wenn Medien über Radverkehr informieren,  reden sie fast immer zuerst über die Todesgefahren. "Immer mehr Radfahrer sterben.", "In Stuttgart ist Radfahren lebensgefährlich.", "Radfahrer leben gefährlich." Es wird über Helme berichtet, auch die schlechte Radinfrstruktur wird als Grund für die Gefahren identifiziert. Aber um Gefahr geht es fast immer. Nie ist davon die Rede, dass Autofahren größere Gefahren birgt, nicht nur weil dort Kopfverletzungen häufiger sind, sondern auch, weil sich Menschen im Auto nicht aktiv bewegen und in der Kabine viel mehr Umweltgifte einatmen als Radfahrende. Das ständige Reden über die Todesgefahren, die unser Straßenverkehr für Radfahrende bereithält, erzeugt bei Zögerlichen den Eindruck, am sichersten seien sie eben doch im Rundumpanzer des SUV.

Der Verkehr ist männlich, die Mobilität ist weiblich. Petra Stein weist in ihrem Essay allerdings darauf hin, dass in Österreich das Mobilitätsverhalten von Frauen insgesamt klimafreundlicher ist. Sie sind häufiger autofrei unterwegs, fahren Bus und Bahn oder Fahrrad oder laufen. Zitat: Das Fazit der Studie: "Die Mobilität der Männer verursacht um drei Viertel mehr klimaschädliche CO2-Emissionen als die Mobilität der Gesamtgruppe der Frauen." Von Gender-Mainstreaming profitiert also die ganze Gesellschaft. Die Vorteile weiblicherer Verkehrsplanung: Fährt sie gut, fahren alle gut. "Mobilität ist immer eingebettet in die bestehenden Geschlechterverhältnisse", schreibt etwa die Wiener Verkehrsplanerin und Genderexpertin Bente Knoll (VCÖ-Schwerpunkheft "Gender & Verkehr", 2009)."

Forderungen nach mehr Sicherheit erzeugen ein herablassendes Lächeln. Wenn wir die mangelnde Sicherheit (die tatsächlich und gefühlte) auf unseren Radwegen anprangern wollen, dann benutzen wir in unserer Argumentation tatsächlich oft das Bild eines elf- oder zwölfjähriges Mädchens und fragen: Kann das bei uns radeln? (Ich habe es im Stuttgarter Kessel noch nie gesehen.) Das Mädchen steht für Schwäche und Schutzbedürftigkeit schlechthin. Ein Bild, das gut wirkt, immer ankommt, vor allem bei älteren Herren. Aber es zeitigt keine Konseqzuenzen, denn, das Tückische dabei: Die Forderung nach Sicherheit kommt mit Piepsstimme von ganz unten, vom dem Mitglied unserer Gesellschaft mit dem geringsten Prestige überhaupt, dem weiblichen Kind. Sie klingt deshalb eher wie eine flehendliche Bitte. Was sie erzeugt, ist Herablassung: Hier die problemlos radelnden Männer, dort die ängstlichen Frauen und Kinder, die es nicht ganz packen. Über deren Ängste dürfen wir ruhig ein bisschen lächeln. In einer Welt der PS-Potenz, Stärke und Kampfbereitschaft haben die Erwartungen der Schwachen keine Macht. 

Selbstverständlich gibt es viele Radfahrerinnen, die unerschrocken radeln und den Konflikt, das Geschrei mit aggressiven Autofahrenden und den Stellungskampf auf der Fahrbahn nicht scheuen. Aber es dürften mehr Frauen sein, die genau diese Herausforderungen nicht suchen, wenn sie aufs Fahrrad steigen. Und weil es auch sehr viele Männer gibt, die in Ruhe radeln wollen, statt um ihren Platz auf der Fahrbahn und ihr Fortkommen an Ampeln zu kämpfen, liegt die Erkenntnis nahe, dass eine Fahrradpolitik, welche die Bedürfnisse von Frauen, Kindern und Alten berücksichtigt und einlöst, eben eine für alle ist. 


Offenbar braucht es ein reguläres Gender-Mainstreaming im Verkehr. Was so viel heißt, dass alle Infrastrukturmaßnahmen auch an den Bedürfnissen von Frauen und ihrer Eignung für sie gemessen werden müssen, nicht nur an dem, was Männer gut finden. Wir radfahrenden Frauen müssen uns gewissermaßen in diesem Ringen um die Neuveteilung des Straßenraums aufs Angsthäschen reduzieren. Wir bestätigen die Gendervoruruteile von der unsicheren und ängstlichen Frau im Staßenverkehr, nur um der Verkehrsplanung deutlich zu machen, dass unsere Radinfrastruktur vielleicht halbwegs funktional, aber nicht wirklich sicher ist (was die Unfallzahlen zeigen) und sich vor allem gar nicht sicher anfühlt. Sie ermutigt eben nicht ängstlichere oder weniger kampflustige Menschen (Männer wie Frauen), statt des Autos das Fahrrad zu nehmen. Maßnahmen der Entschleunigung und Befriedung des Straßenraums wrden damit der Weiblichkeit zugeschlagen (ich argumentiere auch oft so), was dann aber wieder ein gewisses Achselzucken hervoruft ("Wenn du auf dem Fahrrad Angst hast, nimm halt das Auto") und es der Verkehrplanung überlässt, in einer gönnerhaften Geste Maßnahmen für Frauen und Kinder zu ergreifen oder eben nicht. Die Norm für den Verkehr bleibt dabei der Mann.

Tatsächlich aber müssen sichere Radwege nicht nur für Frauen, Kinder und Ältere gebaut werden, sondern eben für alle. Erst dann nimmt der Radverkehr deutlich zu. Erst dann profitiert eine ganze Stadt davon. Es gibt weniger Lärm, weniger Luftverschmutung, weniger Gefahren, mehr lokaler Handel, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Attraktivität für Fachkräfte.



23 Kommentare:

  1. Hätte das unter anderen Vorzeichen ein Mann geschrieben, gäbe es wieder ein Sexismus-Geheule. Dass es z. B. keine oder kaum Fahrradläden mit weiblichem Personal gibt, liegt natürlich nicht daran, dass sich Frauen offensichtlich weniger dafür interessieren - sondern am bösen, die Frauen unterdrückenden Patriarchat? Was hindert eine Frau daran, so einen Laden zu eröffnen? Gar nichts...

    Es ist ja immer wieder interessant, dass es grade VertreterInnen des "Feminismus" sind, die sich am Sexismus überhaupt nicht stören, solange es dabei gegen die "bösen" Männer geht. Dann wird allem, was in der Welt schlecht ist, ein "männliches" Attribut verpasst.

    Die Einzige, die sich (und anderen - selbstbewussteren - Frauen gleich mit, ob sie wollen oder nicht...) diese (überkommenen) Klischees selbst überstülpt, bist du.

    "Sichere Radwege" wirst du nicht bekommen. Weil es keine gibt. Das hat man irgendwann in den 90ern festgestellt. Und das weißt du ja inzwischen. Um so irritierender, dass du es trotzdem immer wieder forderst. Politikerin halt...

    Achja, untersteh dich, mir hier umgehend mein Geschlecht vorzuwerfen. :P

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    1. Ich habe den Eindruck, du überreagierst. Die Feststellung von Tatsachen ist ja noch kein Angriff auf irgendwen, sondern eine Analyse der Verhältnisse. Man kann ja nicht bestreiten, dass in technischen Bereichen (wie es auch Fahrradläden sind) oder in Führungspositionen in den Ämtern, bei Stadtplaner/inenn, Architekt/innen die Männer in der Mehrheit sind. Ist halt so. Dass ich daraus den Schluss ziehe (bin ich ja nicht allein damit), dass das Auswirkungen auf die Art und Weise hat, wie Stadt und Straßenverkehr organisiert werden, das kann man infrage stellen. Allerdings: Wie viele Frauen hätten jemals dunkle Unterführungen gebaut? Welche Frau würde finstere und unübersichliche Ecken in Stadtparks oder auf städtischen Plätzen anlegen? Wir wissen, wo wir Angst haben, übrigens nicht vor Überfällen durch Frauen, sondern vor denen durch Männer. Es ist eine Tatsache, dass in unserer Gesellschaft die Bedrohung für Leib und Leben hauptsächlich von Männern ausgeht (80 Prozent der GEwalttaten in Deutschland werden von Männern begangen, Frauen sind zu 80 Prozent Opfer.) Es ist wäre eine schöne Sache, wenn, was für sehr viele Männer ja auch gilt, die Männer sich selbst energischer disziplinieren und untereinander ihr Verhalten Frauen und weiblichen Belangen gegenüber, korrigieren würden. DAvon profitieren auch wieder alle, Frauen und Männer. Und ja - wie ich auch im Artikel immer wieder betone - Frauen sind nicht die besseren Menschen, aber ob eine Welt, die genau zur Hälfte von Frauen mit regiert würde, besser oder schlechter ist, können wir nicht sagen, weil es bisher nicht vorgekommen ist. Wenn man den STraßenvekehr aus der Perspektive von Kindern, Müttern/Vätern oder Seniorinnen mit Rollator sieht, dann erkennt man, dass er große Mängel hat. Sexismus ist hingegen etwas ganz anderes. Er geht mit Diskriminierung einher. Ich habe aber hier niemanden herabgewürdigt und ins Abseits gestellt, sondern versucht herauszufinden, welche Perspektiven eigentlich die Organisation unserer Städte und Straßenverkehre bestimmen.

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    2. Was mich da echt stört ist, dass es sich verkürzen lässt auf "der Mann ist mal wieder schuld, siehste, darum ist Feminismus wichtig". Frauen fordern ihr Recht auf Gleichbehandlung ein (Zu Recht, ohne Frage), das endet dann nur viel zu oft damit, dass der Mann schuld ist.

      Von den Leuten, mit denen ich jeden Tag diskutiere, weil sie auf dem Fahrradweg parken, sind geschätzt 50% weiblich.
      Forderungen von Männern nach sicheren Radwegen werden dann abgetan mit "bist du nicht stark genug?"
      Sollen Herrsteller jetzt gezwungen werden Taschen für Tiefeinsteiger zu bauen, die offensichtlich nur eine kleine Zielgruppe haben? Eventuell liegen auch Ursache und Wirkung andersherum. Wer Touren fährt und Taschen braucht fährt auch aus anderen Gründen lieber Diamantrahmen.

      Die Analyse ist ein bisschen kurz geraten.
      Und ansonsten fände ich es prima, wenn wir uns gemeinsam auf die Lösung der Probleme konzentrieren würden, statt jetzt das Lager der Radfahrer in zwei Teile zu spalten.

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  2. Ich nehme zusätzlich zu dem beschriebenen einen anderen Faktor wahr, versucht mal darauf zu achten im Straßenverkehr. Schaut euch mal die Männer (und z.T. auch Frauen) an, die mit "sportlichen" Fahrzeugen agressiv im Straßenverkehr unterwegs sind. Sie sind oft recht klein gewachsen, und wenn man sie auf ihr Verhalten anspricht oft auch nicht in der Lage eine geordnete Kommunikation zu führen. Viel seltener sehe ich groß gewachsene Männer und Frauen, die aggressiv fahren. Es scheint mir so, als würden diese Menschen im normalen Leben schlicht nie für voll genommen, und das kompensieren sie. Wie gesagt, achtet mal darauf wenn euch das nächste mal jemand von der Straße fährt.

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  3. Schade. Ein Tiefpunkt im sonst guten Blog.
    Alles Schlechte ist männlich, alles Gute weiblich. Ist halt einfach zu verlockend, auf dieses dämliche Klischee einzusteigen. Als ob die Bedürfnisse von weiblichen Radfahrenden anders wären als die von männlichen, oder das Fehlverhalten von Autofahrern (Uuups, muss wohl Autofahrende heißen. Obwohl, ist ja negativ, daher passt ja der männliche Begriff) auf männliche oder weibliche Fahrzeuglenker beschränkt ist.

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    1. Lieber Michael, ich glaube, das ist eher eine Interpreatation deinerseits, denn bislang betrachten wir in unserer Gesellschaft die Organisation des Straßenverkehrs ja nicht grundsätzlich als etwas Schlechtes. Und vielleicht kannst du mir zustimmen, dass Aggressivität und Kampf um Raum nicht besonders gut sind. Und ein zweiter Fakt stimmt ja auch: Es sind tatsächlich die Männer in den Verkehrsplanungsbereichen (bei Autofirmen, in Radmanufakturen, in Zulieferern für Autos und Räder) in der überwiegenden Mehrheit. Jetzt kann man sagen, das ist wie bei den Störchen und Geburten (nehmen die Störche ab, nehmen auch die Geburten ab), aber sagen wir mal so: Ich lebe schon schechzig Jahre als Frau auf dieser Erde und in unserer Gesellschaft und habe oft gespürt und spüre oft, dass meine Perspektive, wenn es eine der Benachteiligung oder der Erfahrung von Bedrohnung und Verdränung ist, negiert wird, bestritten wird. Der Unterschied zwischen dir und mir ist, du kannst das Thema für unbedeutend und unwahr erklären, denn du bist als Mann nicht betroffen, aber ich für mich kann das nicht, denn ich weiß ja, dass es in Teilen mein Leben bestimmt, denn ich bin eine Frau. Und ich weiß (und höre es oft von Frauen, kriege auch Briefe dazu), dass die Bedürfnisse von Frauen auf Fahrrädern tendenziell (so was gilt ja nie für alle) anders sind als die von Männern. Wenn wir die mehr beachten würden, ginge es auch vielen Männern besser in unserem Straßenverkehr, dann hätten wir nämlich viel mehr sichere Räume für unsere Fahrradfahrten.

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    2. Hi Christine, an dieser Stelle erstmal Danke überhaupt für den Blog und das Du das Thema Radfahren in Stuttgart immer wieder so vehement in den Vordergrund rückst und dafür eintrittst.
      Und natürlich will ich nicht gegen Deine Empfindungen und Erfahrungen als Frau sprechen oder diese gar widerlegen.

      Was mich an dem Artikel stört ist, dass hier ein wichtiges Thema mit einem anderen Problemfeld überfrachtet wird und der Rückschluss für mcih falsch ist.
      Wir haben als Radfahrer/innen immer noch zuviel zu erreichen, bis wir sicher (und zügig) genug in Stuttgart von A nach B kommen. Wenn wir nun anfangen, die Bedürnisse von uns Radler/innen nach einzelnen Gruppen zu "portionieren", machen wir uns doch gegenüber anderen Gruppen kleiner. Auch der Rückschluss, es seien zu viele Männer in den Verkehrsplanungsbereichen, und deshalb werden die Bedürfnisse von Frauen nicht beachtet, halte ich für falsch.
      Den Artikel könnte man ja genauso anwenden auf Jung/Alt, sprich es sind zu viele ältere Leute in Verkehrsplanungsbereichen und deshalb werden die Bedürfnisse der Jungen nicht berücksichtigt (die das dann ja alles besser machen würden). Oder ebenso die Trennung Sportliche/Unsportliche, sprich es sind zu viele unsportliche Menschen in den Verkehrsplanungsbereichen, deshalb werden die Bedürfnisse der Sportlichen nicht berücksichtigt. Oder die Trennung Erwachsene/Kinder. Wir brauchen natürlich Kinder in den Bereichen der Verkehrsplanung, damit deren Bedürfnisse besser berücksichtigt sind ...
      Nein. Wir müssen die Bedürfnisse aller(!) eben klar herausarbeiten und deutlich machen. Und die Leute, die in den Verkehrsplanungsbereichen sitzen (egal ob Mann oder Frau, Jung oder Alt, Sportler oder Couchpotato ...) müssen diese eben in ihrem Job berücksichtigen und umsetzen.
      Es geht doch am Ende nicht darum, dafür zu sorgen, dass ein gewisser Proporz in allen Bereichen durchgesetzt wird, sondern darum, dass die Bedürfnisse klar benannt sind und diese beachtet werden. Von wem auch immer in den Verkehrsplanungsbereichen.
      Der Rückschluss muss doch sein, dass Frauen, wenn sie ihre Bedürfnisse unterrepräsentiert fühlen, sich deutlicher äußern und diese klar benennen (aber nicht in der Abgrenzung "Schlecht= Männlich/Männlich = Schlecht").
      "Auch die Radverkehrsanlagen werden noch immer mehrheitlich von Männern für männliche Radfahrer geplant." --> war vielleicht mal im letzten Jahrhundert so, aber heute gehe ich doch davon aus, dass sich die Planer/innen an Vorgaben zu halten haben und hier nicht "frei Schnauze" planen. Wir haben doch für jede Kleinigkeit Vorschriften, die zu beachten sind (Breite von Wegen, Abstände, ...). In eben diese Vorschriften müssen die Bedürfnisse eingearbeitet werden. Nicht die Planer/innen ausgewechselt werden, wie Dein Rückschluss nahe legt.

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  4. Lass dich nicht beirren, auch wenn ein paar meiner Geschlechtsgenossen hier schon wieder rumheulen. Mehr davon. Das ist ein sehr interessanter Blickwinkel auf Stadt-/Verkehrsplanung und ich glaube auch, dass er notwendig ist. Es geht doch weniger um das tatsächliche Geschlecht, sondern um die Geschlechtern üblicherweise zugeschriebenen Eigenschaften. Den natürlich gibt es auch agressive SUV-Fahrerinnen, toughe Radlerinnen, sanftmütige Hollandradfahrer und kleine Jungs mit Hose voll auf dem Rad. Aber das wird dann eher als Ausnahme, also unweiblich/unmännlich klassifiziert. Insofern halte ich es auch für zulässig, bestimmte Ansichten/Blickwinkel als männlich/weiblich zu bezeichnen. Vermutlich brauchen wir am Ende was diverses.

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    1. Danke, Anderer Michael, du hast den Artikel verstanden, wie einige andere natürlich auch. Interessant, wie heftig die Reaktionen sind, vor allem auf Facebook.

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  5. Ich finde den Artikel gekeinen "Tiefpunkt im Blog". Er zeigt genau das auf, was mir auch schon aufgefallen ist.
    Wenn sich ein Mann über die "Gefahr im Verkehr" beschwert, wird er gehört, einer Frau gibt man "gute Ratschläge" oder es wird als "nicht so schlimm" abgetan.
    Als Frau denkt man sich seinen Teil dabei. Und das ist nicht immer besonders höflich, was Frau dann denkt.
    Bitte schreib weiter Christine, auch aus der Frauenperspektive heraus.
    Gruß
    Karin

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    1. Mach ich. Danke. Ich war jetzt echt überrascht über die vehemente Ablehnung einiger. Ich dachte, wir wären schon weiter. 😊

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  6. Vieles wahres, aber ob man es wirklich so einfach auf das Geschlecht herunterbrechen kann? Beispiel Stuttgart. Verkehrspolizei wird von einer Frau geleitet. Ordnungsamt wird von einer Frau geleitet. Straßenverkehrsbehörde wird von einer Frau geleitet. Radfahrbeauftragte ist ebenfalls eine Frau (ok, erst seit kurzem). Bei Problemen mit Baustellen habe ich ebenfalls meist mit Sachbearbeiterinnen zu tun. Eine Ausnahme ist die Stadtplanung. Merken wir etwas von dem Frauenanteil in diesen Ämtern etwas auf der Straße? Erkennt man die Frauenperspektive auf der Straße? Ist unsere Radinfra freundlicher als anderswo? Haben wir weniger Probleme mit Falschparkern? Ich meine nein. Ich bin etwas ratlos.

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    1. Lieber Rainer, wir wissen ja auch schon lange, dass eine Frau in einer Führungsposition, wo hautpsächlich Männer arbeiten, noch keinen Feminismus macht. Natürlich werden SUVs hauptsächlich von Frauen gefahren, aber das Marketing stammt von Männern, die einfach nur Geld verdienen wollen. Und es gibt bei der Steifenpolizei auch Frauen, aber ich begegne deutlich mehr Männern. Und letztlich dürfen wir auch nicht in die Genderfalle tappen: Ic hschrieb von Eigenschaften, die Männern oder Faruen zugeordnet werden, nicht, dass alle so sind, wie man es ihnen zuschreibt. Diese Zuschreibung finde ich auch blöd, aber leider beobachtet ich (und mit mir viele Frauen auch), dass im Straßenverkehr doch eher die Eigenschaften aus den Menschen herausgelockt werden, die wir eher mit männlichen identifizieren. Du selbst muss sich damit ja nicht identifizieren, es sei denn, du meinst, Männer müssten so sein. Ich meine, müssten sie nicht. Nur sollten halt diese männlichen Prinzipien wie Wettkampf, Aggressivität oder Überholzwang, zeigen, wer der Stärkere ist, nicht so sehr unseren Straßenverkehr dominieren. Und die Verkehrsplanung muss eben auch so gemacht werden, dass ALLE sich wohl fühlen, also beispielsweise alle Fußgänger/innen oder Radfahrer/innen, und da heißt bei uns leider - das wissen wir Radler/innen doch alle - dass der Maßstab die Mutter/Vater mit Kinderanhänger oder die Schülerinnen und Schüler sind, die mit dem Fahrrad zur Schule fahren wollen. Oder auch für ältere Menschen, die weder im Auto, noch auf dem Fahrrad so reaktionsschnell und ausbalanciert sind wie junge Männer und Frauen. Das nützt dann auch den älteren Männern.

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  7. Liebe Christine, du schreibst, Rennrad fahren sei eine männliche Domäne. Stimmt, leider. Das Angebot für "weibliche" folgt allerdings der Nachfrage. Kein Hersteller produziert ins Blaue und bleibt zum Schluss der Ware sitzen.

    Um die Nachfrage mal an einem anderen Beispiel zu verdeutlichen. Am 03.10. findet in Marbach ein Charity-Radrennen sowie eine Tourenausfahrt statt. Stand heute haben sich ca. 830 Menschen angemeldet. 99 sind Frauen. Niemand hält Frauen davon ab, für einen wohltätigen Zweck in die Pedale zu treten. Sie entscheiden sich dagegen.

    Nebenbei: diese Veranstaltung spielt Jahr für Jahr rd. €40.000,-- Reinerlös ein. Und wir freuen uns über jeden weiteren Teilnehmer. Weitere Infos finde(s)t du/ihr unter
    www.charity-bike-cup.de.

    Ansonsten: mal wieder ein Top-Blog. Kontroversen muss man aushalten können. Jeder hat das Recht, mit dir nicht einer Meinung zu sein. Warum sich manche persönlich angegriffen fühlen, erschließt sich mir nicht.

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    1. Ja, Matthias, auch mein Blog wird hauptsächlich von Männern gelesen und vor allem hauptsächlich von Männern kommentiert. Frauen radeln irgendwo und irgendwie, interessieren sich aber vielfach gar nicht für den politischen oder städtebaulichen Hintergrund und wollen auch ihr Radeln gar nicht verteidigen oder dafür kämpfen, sonderen einfach nur Rad fahren, weil es für sie praktischer ist. Übrigens sitze ich auch in Runden, in denen es um Radverkehr geht mit ein paar Frauen stets in der Minderheit herum. Und ich glaube, es ist nicht unbedingt die Nachfrage, die das Angebot bestimmt, denn dazwischengeschaltet ist immer das Marketing (Werbung), die beispielsweise auch vielen Frauen suggeriert, nur im SUV seien sie sicher. Und jetzt glauben alle, die SUV gäbe es, weil Frauen sie haben wollen. Dabei verdient sich die Autoindustrie dumm und dämlich. Ich bin ja gar nicht dafür, dass es spezielle Frauenräder gibt oder so was. (Das gibt es ja sogar.) Hier geht es eigentlich eher um Grundprinzipien des Verhaltens in einem komplexen Miteinander das der Straßenverkehr ist. Und da kommen Menschn zu kurz, die nicht in großen Autos sitzen. Und unter den RAdfahrenden kommen die Menschen zu kurz, die nicht an einer Kreuzung mit den Autofahrenden um die Startberechtung kämpfen wollen und auch nicht durch aggressives Autofahrerverhalten in Schecken versetzt werden wollen.

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    2. Und vor die Werbung wird eine Markt- und Zielgruppenanalyse geschaltet. Ich bin da wahrlich kein Fachmann, aber Produkte, für die im Vorfeld keine potentiellen Käufer in Sicht sind, floppen häufig im Vertrieb.

      Wer sich gerade die Autowerbung anschaut, sieht sehr schnell, dass es nicht um das Produkt an sich geht, sondern um emotional besetzte Begriffe wie sicher, geborgen, dynamisch, cool, gesellig, jung (geblieben), "in", ... Diese Begriffe werden dann in spezifische Kontexte gesetzt, um unterschiedliche Zielgruppen anzusprechen.

      Die Begriffe fürs Rad sind eher rational, CO2, zu viel Verkehr, Umwelt, Verzicht, ...

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  8. Vielleicht ist das ja in Deutschland anders, aber zumindest hier in Kanada sind die meisten SUVs die Wahl der Frauen. Zwei Familien haben in den letzten paar Jahren neue Autos gekauft und in beiden Faellen waren es SUVs, nicht weil ER das wollte sondern SIE. Denn SUVs sind ja groesser und damit sicherer wie "normale" Autos. Oder so zumindest der glaube.

    Und bzgl. Verkehrsplanung, auch das ist nicht sondernlich "Maennlich", sondern es geht darum welchen Stellenwert man eben den verschiedenen Verkehrsteilnehmern zugesteht. Und da kursiert das Auto eben immer noch an erster Stelle bei beiden Geschlechtern. Die Proteste die ich hier gegen Rad- oder Businfrastruktur sehe scheinen immer gut 50/50 aufgeteilt zu sein.

    Am Ende ist das ein Kampf zwischen verschiedenen Gruppen die eben der Meinung sind das Sie alleine ein Anrecht auf die Strasse haben (etwas ueberspitzt). Da hat der "Männer sind Schuld" Ton des ganzen Artikels also Gruendlich daneben gegriffen.

    Persoenliche Erfahrung im Strassenverkehr? Junge und alte Fahrer bereiten mir die meisten Probleme. Die ersteren weil Sie entweder recht aggressiv sind (Maenner) oder unsicher (Frauen). Und die alten? Die scheinen nicht zu verstehen was ein Radweg ist, was eine "Bike Box" ist oder warum man auf einmal nicht mehr bei Rot rechts abbiegen darf.

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    1. Wenn man sich hier vor dem Kindergarten die Mami Taxis anschaut ist das ähnlich.

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    2. Vorsicht, es geht in diesem Artikel nicht um Männer und Frauen, sondern um die Eigenschaften, die bei uns im Straßenverkehr besonders zählen, und das sind eben die, die wir klassischerweise den Männern zu schreiben: Aggressivität, Wettkampf, Wettrennen, Wettbewerb, Demonstration der Stärke etc. Es gibt viele Männer, die diese Prinzipien in ihrem Verhalten im Straßenverkehr gar nicht anwenden, und viele Frauen, die sie anwenden. Ich sage nur, dass dies eine schlechtes Grundprinzip für Stadtplanung und Verkehrsplanung und Verhalten im Straßenverkehr ist. Ist es ja objektiv. Und tatsächlich haben wir (egal ob Frauen oder Männer) kaum eine andere Wahl, als und diesen Verhältnissen zu unterwerfen. Ich kann als RAdlerin ja nicht entscheiden, ob der Autofahrer oder die Autofahrerin mit knapp überholt oder anhupt. Leider sind es dann meist die weniger Kampfbereiten und Selbstbewussten, die eher Besorgen, die sich dem dann nicht mehr auf dem Fahrrad aussetzen und das Auto wählen. Also muss die Infrastruktur so gemacht werden, dass auch die sich darauf wohl fühlen. Wir brauchen eine freundlichere, sanftere und kooperativere Mobilität.

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    3. "Also muss die Infrastruktur so gemacht werden, dass auch die sich darauf wohl fühlen. Wir brauchen eine freundlichere, sanftere und kooperativere Mobilität."

      Dem widerspreche ich nicht, aber das ganze in Geschlechtsklischees zu tauchen erzeugt eben, wie man an den Kommentaren auch sieht, eben wieder mal ein "Er gegen Sie" Argument. und Debatte anstatt das dabei was konstruktives rauskommt.

      Den Artikel haette man auch Geschlechtsneutral mit der genau selben Aussage schreiben koennen, aber der Ton wurde ja direkt am Anfang hiermit gesetzt:

      "Er verstehe jetzt den Feminismus, erklärte mir vor einigen Jahren ein junger Radfahrer"

      Warum dieser Ansatzpunkt? Das setzt den Ton, sich am Ende also nicht wundern wenn da ein bestimmter Ton zurueck kommt.

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  9. "Die Stuttgarter Haltegriffe an Ampelmasten dienten, als sie erfunden wurden, vor allem den Rennradfahrern, die ihren Fuß beim Warten nicht aus dem Klickpedal nehmen (und später wieder einrasten müssen) wollen"

    Kann ich nicht bestätigen.
    Unabhängig der primären Nutzergruppe waren sie (und sind leider immernoch) der elektrische Fensterheber an einem Auto ohne Motor.

    Als ich diese Kritik vor ganz vielen Jahren äußerte, brach der damalige Fahrradbeauftragte die Kommunikation ab.
    Sie ist jetzt ja eine Frau.

    Mal sehen, ob's hilft.

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  10. Mensch, so viele Michaels hier. Christine hat nicht unrecht, auch wenn ich das Zuhause anders erlebe (Dein Reifen ist platt, wechsel den mal. -"Mach du das mal, ich hab keine Ahnung"), aber das ist eher die Ausnahme. Auch meine Kumpels scheitern an kleinen, technischen Herausforderungen. Ein Rad wird neu gekauft und wenn mal was kaputt geht, wird das Thema "Fahrrad" abgehakt.

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  11. Jörg
    ja die Geschlechterdebatte. Sinnlos wie eh und je. Gestern erst hat mir eine Daimler Fahrerin die Vorfahrt genommen. Frauen und Männer parken falsch. Frauen gehen auf das Klo, Männer auch.
    Arroganz von Verkäufern, die gibt es immer. Was ich mir schon für Stuss von Händler anhören musste, ist nicht mehr feierlich. Ganz grausig war es als ich vor ca. 20 Jahren ein Kinder MTB mit 20 zoll Reifen kaufen wollte. Da habe ich gut 20 Fahrradhändler in Stuttgart abgeradelt. Letztendlich bin ich fündig geworden. Eins der erste Cube Kid 200. Bis auf zwei oder drei waren alle arrogant und haben mich für doof erklärt. Zwei die ich nachträglich informiert hatte, das es jetzt ein Modell gibt, wollten es nicht wissen, so ein Kinder MTB braucht kein Mensch.
    Letztes Jahr bin sehr gut von einer Dame beraten worden. Wenig später habe ich das Fahrrad gekauft.
    Gut die Dame musste ich ernst nehmen sie hatte echte Kompetenzmerkmale. Bei ihrer kurze Hose konnte man ihre strammen (muskulösen) Schenkel mit der typische weiß-braun Grenze auf Radhosen Höhe sehen.
    Aggressivität kriegt man durch Raum und Trennung weg. Das konnte ich vor ein paar Tagen auf holländischen Radwegen erleben. Man beachte den Tunnel am HBF Amsterdam. Übrigens in Holland überhohlt man mit 10 bis 20 cm unter RadfahrerInnen und keiner/keine stört sich dran. Alle fahren technisch sauber auch bei geringer Geschwindigkeit geradeaus.

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