8. Mai 2023

Warum sind Fahrradhelme so blöd?

Ich radle mit Helm, weil ich nicht mehr so jung und reaktionsschnell bin wie vor zwanzig Jahren. Aber meinen idealen Helm habe ich noch nicht gefunden.  

Ich probiere ja auch deshalb viel aus, damit ich darüber schreiben kann. Darüber, wie groß oder klein die Schutzwirkung von Helmen ist, will ich heute hier nicht diskutieren. In Stuttgart entscheiden sich einer Zählung von 2019 zufolge 42 % der Fahrradfahrer:innen für einen Helm. Bei den weiblichen Radlerinnen lag die Helmtragequote sogar bei 45 %. Das sind im Vergleich mit anderen deutschen Städten recht viele, vermutlich, weil Stuttgart als unsichere Fahrradstadt gilt. Helm oder nicht, ist eine individuelle Entscheidung. Helme können durchaus den für mein Schicksal entscheidenden Schutz bieten. Sie verändern aber auch die Kräfte, die bei Stürzen auf den Kopf wirken. 

Helme als Sonnen- und Regenschutz. Im Lauf der Zeit habe ich festgestellt, dass ich auch einen Helm aufsetzen kann, wenn ich ansonsten gegen Regen oder blendende Sonne (oder bei langen Fahrten gegen den Sonnenstich) eine Kappe auf den Kopf setzen würde. Wenn der Helm oben keine Löcher hat, schützt auch auch vor Regen. Leider sind die meisten Helme aber gar nicht so beschaffen, dass sie nützliche Zusatzfunktionen bereitstellen. 

Ein Helm könnte beispielsweise eine Regenkappe (drunter oder drüber) unnötig machen und zugleich die Augen bei Gegenlicht beschatten. Ich bin oft mit Basecap unterm Helm geradelt, ist aber lästig, weil ich mir dann vor jeder Fahrt zweierlei auf- und nach jeder Fahrt zweierlei absetze, eine Kappe und einen Helm. Im Sommer stört die Kappe außerdem die Luftzirkulation. Bei Leuten ohne Brille geht natürlich auch eine Sonnenbrille, aber ich bräuchte eine geschliffene und sähe dann nichts mehr, wenn ich aus der Sonne in die Hall of Fame fahre (also ins Dunklere).  

Mein erster Helm hatte ein kleines Vordach (links oben auf der Collage, als noch Kontaktlinsen trug und eine Sonnenbrille schnell auf- und absetzen konnte), bei dem ich mich aber immer fragte, in wieviele Teile es zersplittert, wenn ich damit auf ein Auto krache. Diese Frage stelle ich mir auch bei den integrierten Helmvisieren. Wenn man auf eine Ampel hochschaut, hinter der die Sonne steht, könnte nämlich ein getöntes Visier die Sonne verdunkeln. Helme mit Visieren gibt es durchaus, doch die sollen hauptsächlich die Augen vor Insektenflug und Staub schützen (durchaus nützlich) und sind nur selten getönt. Schon gar nicht sind im Verlauf getönt, also oben dunkel, weiter unten weiß. Das wäre aber nützlich, denn ein dunkles Visier muss man entweder schnell hochklappen (und runterklappen) können, oder man sieht schlecht, wenn man durch Unterführungen radelt. Werden sie - wie vermehrt üblich - mit Magneten befestigt, hat man sie entweder drauf oder in einer Tasche dabei oder muss sie lösen und mit einem zweiten Handgriff wieder oben auf dem Helm anbringen, was während des Fahrens eher nicht geht. 

Ich habe mal einen Helm gewonnen, der ein weißes drehbares Visier hatte (links Mitte in der Collage), das ich bei Regen halb oder ganz vor die Brille ziehen konnte. Das brachte mich auf die Idee, in eigener Bastelarbeit einen woanders gekauften getönten Sonnenschutz mit Spange dranzuschrauben, den ich halb oder ganz runterziehen konnte und viel genutzt habe (Foto ganz oben). Das Visier war auch bei Regen tauglich, weil ich es halb runterzuziehen konnte. Leider lösten sich die Schrauben immer wieder. Das Innenleben dieses Helms löste sich dann auch auf und zog mir beim Abnehmen ständig Haare, weshalb ich jetzt einen anderen habe (Urbanize mit MIPS-Technologie). Er ist eigentlich für Rennradler gemacht, die tief über den Lenker gebeugt radeln und dabei relativ zur Kopfneigung nach oben schauen, weshalb er kein Vordach hat. Dafür hat er ein Visier (nicht getönt), das leider diese unpraktische Magnethalterung hat. Für den habe ich mir im Sporthandel einen Visor mit Band besorgt, das ich drunter oder über den Helm ziehen kann, sodass ich nun beides habe: Blendschutz und Regenschutz und doch keine Basecap unter den Helm ziehen muss. 

Dieser Helm hat immerhin den Vorteil, dass er oben keine Löcher hat, durch die es reinregnen kann, die sehr effizienten Belüftungslöcher sind vorn und seitlich. Bei einem meiner Helme (dem mit der Bastelarbeit), konnte man bei Regen oben auf dem Helm die Löcher mit einem Schieber verschließen, auch nicht schlecht. Klar kann man Regenhauben über die Helme ziehen, aber die muss man dabei haben und sie stellen wieder Extragepäck dar, was auch für die Goretex-Kappe unterm Helm gilt. Einen Helm, der Kopf und Brille vor Regen schützt, die Augen bei Gegenlicht verschattet und eine gute Belüftung hat, habe ich noch nicht gefunden. 

Außerdem beklebe ich meine Helme mit Reflektoren. Denn auch das interessiert die Hersteller nicht so wie eingebaute Rücklichter, Stirnlichter, Blinker und Smartphone-Verbindungen, die ich nicht so wichtig finde und die es zudem erforderlich machen, den Helm oder Teile davon immer wieder zum Aufladen mit in die Wohnung zu nehmen. 

Womit wir beim zweiten Thema sind, dem Helm und der Frisur. Der Abus mit Visier deklariert sich als für Zopfträger:innen geeignet, weil man das Verstellsystem am Hinterkopf höhenverstellen kann (in ihn regnet es allerdings oben rein). Scheint mir eher gut gemeint. Immerhin gibt es Foren, in denen Frauen darüber diskutieren, dass die Verstellsysteme auf den Zopf im Nacken drücken. In der Tat soll aber auch Frauen (sogar Männer) geben, die etwas mehr als einen tiefen Nackenzopf wollen, die von Pferdeschwänzen oder coolem Haarknoten oben auf dem Kopf träumen. Anderen macht es schon was aus, dass ihre Haare (glatt und lang oder glatt und kurz oder ganz kurz) immer leicht verstrubbelt unterm Helm hervorkommen, wenn man ihn absetzt. Ein Helm verzeiht auch keinen Haarfestiger oder gar Haargel, mit dem man eine Kurzhaarfrisur stylt. Es gibt eine Seite und weitere, die radelnden Frauen Tipps geben, was mit den Haaren machen kann und nicht machen sollte, wenn man einen Fahrradhelm aufsetzt: den Helm nicht über noch nasse Haare oder gestylte Haare stülpen, erst bei Ankunft im Büroklo die Haare stylen, oder sich eine Frisur zulegen, die vom Helm nicht zerstört wird. Und wenn Pferdeschwanz, dann muss er im Nacken gebunden werden. Wie man das Gezopfte durch die Helmriemen oder Helmdurchbrüche fädelt, beschreibt diese Seite. Aber Fädeln ist immer ein Gewürge und verlängert das Auf- und Absetzen des Helms.

Eines ist bei Helmen für Frauen dringend verbesserungsbedrüftig.
Die Bänder und Abklebungen innen in der Helmschale dürfen nicht anfangen, Haare zu ziehen, etwa, weil sie kleine Ecken haben oder die Klettbänder nicht bündig schließen oder irgendwo Kleber ist. Für die innere Helmschale könnte man sich wirklich mal etwas Sympathischeres ausdenken, als diese Ansammlung von Plastik und Technik. 

Ein Helm für Frauen mit Zöpfen blieb 2010 wohl nur in der Absicht stecken. Aber es gab mal ein junges optimistisches Hamburger Unternehmen, dass die Radkappe erfand, einen Helm, unter den der Kopf mit Pferdeschwanz passt (aber kein hoher Dutt). 2019 sollte es wieder neue Helme geben, aber seitdem hat sich nichts mehr getan, er ist dauerausverkauft, der Linke rad-kappe.de führt ins Leere. Dieser Helm hat auch einen recht weit vorgezogenen Kappenschirm. Aber er hat keine Luftlöcher für einen kühlenden Luftzug und sieht arg nach Reitkappe oder Stahlhelm aus. Ein Helm, der den Dutt nicht beschädigt wäre also doch noch mal ein hübsches Start-up-Thema. Es bräuchte hinten eine hochgezogenes Aussparung und oben noch mal eine Loch für den Haarknoten. Ist doch ganz einfach! 

Die Frage ist nämlich wirklich, wie viel Schutzfläche wir eigentlich auf der Kopfoberseite brauchen und ob unsere Fahrradhelme wirklich so helmartig gestaltet sein müssen, wie sie sind. Selten fallen wir senkrecht auf den Scheitel, eher schon knallen wir mit der Seite auf den Kühler oder auf die Straße. Dafür sind aber viele Helme gar nicht ausgelegt, wie Studien und Test gezeigt haben. Und wenn sich die Helmhersteller ohnehin über den Seitenschutz mehr Gedanken machen sollten, könnten sie auch gleich überlegen, wie viele Löcher der Helm vom Nacken bis zum hinteren Scheitel für Frisuren freihält, gerne auch mit Klappen zu verschließen. 

Eine frisurfreundlichere Lösung ist übrigens der sehr teure Kopf-Airbag von Hövding, der inzwischen wohl auch den Sturz auf einen Autokühler wirkungsvoll abfängt. Er schützt mehr Kopfpartien als ein Helm und auch den Hals, und der Aufprall ist weicher. Ich kenne einige, die mit dieser durchaus schweren Halskrause radeln, andere, die sie wieder abgelegt haben und ganz ohne oder mit Helm radeln. Er hat für mich den Nachteil, dass ich, wenn es regnet, wieder einen extra Kopfschutz brauche. Die Kapuze meines Regenmantels kann ich jedenfalls nicht rasch über die Halskrause und den Kopf ziehen. Und wenn man lange Strecken in der Sonne unterwegs ist, ist eine Kappe gegen Sonnenstich, der auch die Augen beschattet, gut. Ich muss also doch wieder noch was dabei haben, das ich mir aufsetze, zusätzlich zum Anlegen des Hövding. Und ich muss ihn halt auch immer wieder aufladen, damit die Elektronik funktioniert. 

Übrigens unterscheiden sich die Fahrradhelme für Frauen überhaupt nicht von denen für Männer. Wenn man ihre Funktion bedenkt, müssen sie das ja auch nicht, es gibt nur größere und kleinere, rundere oder länglichere Köpfe. Die Women's Edition wartet dann nur gern mit rosigeren (oder helleren) Farben auf. Anderseits würde es vielleicht zu einer größeren Akzeptanz von Helmen beitragen, wenn die Entwickler:innen die Kritikpunkte ernst nehmen würden, statt einfach nur ganz Vieles vom praktisch Gleichen zu produzieren.

Quelle: De.Statista
Grundsätzlich können sich rund zwei Drittel der Radfahrenden nicht mit Helmen anfreunden
. Dafür gibt es verschiede Gründe. 
  • Fahrradhelme sind hässlich, sie sind aus Plastik, sie passen farblich weder zu den Klamotten noch zum Fahrrad.
  • Man schwitzt darunter und die Haare kleben.
  • Man sieht mit dem Helm aus wie ein Kleinkind auf dem Laufrad.
  • Der Radhelm stinkt irgendwann nach Schweiß und ist eklig.
  • Er drückt immer irgendwo. 
  • Ihn immer aufsetzen und absetzen kostet Zeit.
  • Wo soll ich ihn lassen, mitschleppen will ich ihn nicht.
  • Die Niederländer sagen, die Deutschen tragen Helm, weil sie nicht Fahrrad fahren können. 
Zum Glück muss ich mich ja mit meinem Helm nicht sehen. Und ich vermute, nur weil sich die meisten mit ihrem Helm ebenfalls nie selber sehen, fällt ihnen nicht auf, wie potthässlich so ein quietschbunter Plastikgrill oder so eine Plastiknussschale mit Bauarbeiterhelmcharme auf dem Kopf ist. Ich muss mir Sturzhelmbänder unters Kinn zurren (fest müssen sie sein, denn locker nützt der ganze Helm nichts), außerdem muss ich ihn mir (als Frau) wie ein Männerhut in die Stirn ziehen, wo er womöglich Druckstellen hinterlässt.  Auf vielen prangt auch noch ein Schriftzug. Schick oder wenigstens dezent ist an so einem Helm gar nichts. Er sieht immer entweder nach schweißtreibendem Radsport oder nach Angst vor Unfall aus, und schützt dann noch nicht mal den Kopf vor Regen oder die Augen vor Sonne. 

Die Firma Yakkay hat da Abhilfe schaffen wollen und bietet schon sehr lange Helme an (schon 2013 habe ich darüber geschrieben), auf die man Hüte oder Kappen (für Frauen und Männer) ziehen kann, was dann den Helm kaschieren und den Eindruck erwecken soll, man trage gar keinen. Allerdings macht der Helm die Hüte zu sehr großen Hüten und das sieht auch komisch aus. Man fragt sich entweder wie groß der Kopf ist oder ob das da drunter ein Helm ist. Elegant oder dezent ist keiner der Helmhüllen. Und diese Helme sind nur für ziemlich kreisrunde Köpfe geeignet, nicht für längliche wie meinen. 



Helme sind grässlich unpraktisch.
Wohin damit, wenn man das Rad verlässt? Einen sperrigen Fahrradhelm möchte man eigentlich nicht überall mit hinnehmen. In Radler:innen-Runde mag das gut ankommen, zum Meeting in der Teppichetage einer Firma oder Bank passt er nicht. In eine Tasche kriegt man ihn aber nicht hinein. Deshalb entwickeln Helmhersteller immer wieder Ideen, wie man Helme  verkleinern kann. In eine Handtasche passt aber keiner. Varianten gibt es mehrere: Entweder man schiebt sie von oben in sich hinein oder man presst sie sie von den Seiten her zusammen. Manche sind auch aus recycelten Plastikflaschen hergestellt. Da ich mit kleiner Umhängetasche unterwegs bin, waren und sind diese Ideen nie attraktiv für mich. Ich hatte mal den faltbaren Helm, den man in der Collage rechts als zweites von oben sieht (auf der Collage mit mir und meinen Helmen sieht man ihn links unten). Ich habe ihn nie mitgenommen, er war immer noch zu sperrig. Strukturelle Innovationen finden kaum je den Weg in die Produktion. Auch aus diesem dünnen faltbarem Helm wird vermutlich nichts werden. Beinahe unschlagbar ist da übrigens der Papierhelm, der auch für Fahrradverleihsysteme eine Lösung wäre, denn er lässt sich wirklich wie ein Kugellampion zu einer Sichel zusammenfalten und besteht nicht aus Plastik. Allerdings wirft er wieder die Frage auf, wieso ein Helm eigentlich vor allem den Scheitel schützt, aber nicht die Seiten des Kopfes. Absolut unschlagbar scheint der Inflabi, den man aufblasen und nach der Fahrt zusammenfalten kann, den es aber natürlich auch (noch) nicht im Handel gibt. Allerdings, wer möchte schon vor der Fahrt mit dicken Backen einen Helm aufblasen wie eine Luftmatratze? 

Ich nehme meinen Helm überhaupt nie irgendwohin mit. Ich lasse ihn am Fahrrad. Alte Helme werden nicht geklaut, neue und wertige aber durchaus. Dafür hat die Industrie Helmboxen für den Gepäckträger entwickelt, die auch den Vorteil haben, dass der Helm bei Regen innen nicht nass wird, was er wird, wenn er am Fahrrad hängt. Aber ich finde, es muss nicht jeder eine Box auf dem Gepäckträger haben, das macht viel zu viel Gewicht. Ansonsten kann man sie mit den Bändern ins Kabelschloss fädeln, manche haben auch Löcher in der Helmschale, die groß genug sind, um das Kabel dort durchzuziehen. Ist natürlich wie üblich ein ziemliches Gefummel, und die, die meinen Blog regelmäßig lesen, wissen, dass ich Fummeleien und die viel zu vielen Handgriffe hasse, die wir machen müssen, damit unser Rad gesichert ist. Der Idee, dass man das Abschließen des Fahrrads mit dem Sichern des Helm verbinden können wollte, trägt der Loki Rechnung, über den 2015 berichtet wurde. Mit diesem Helm kann man das Vorderrad blockieren. Aus der Idee scheint aber auch nichts geworden zu sein. 

Die Helmhersteller sind großartig im Erfinden immer neuer Elektronik für Helme: Rücklichter, Blinklicher, Blinker, Smarthelme mit Verbindung zum Handy. Für mich ist das nur eine nette Spielerei, die den Nachteil hat, dass ich das alles immer wieder regelmäßig in die Wohnung tragen und aufladen muss. Mir wäre weniger Smart und mehr Alltagstauglichkeit lieber. Leider ist die Fahrradindustrie im Verein mit dem Fahrradhandel extrem konservativ und neuartigen Ideen abgeneigt, sie gelangen nicht in die Läden. Wer recherchiert schon alle paar Jahre im Internet, was es an Neuigkeiten geben könnte? Und oft weiß man ja auch gar nicht, was einem gefehlt hat, bevor man es nicht irgendwo sieht oder hat. Deshalb sind auch die Fahrradhelme wie sie sind. 

Wobei sich mir übrigens nicht zum ersten Mal die Frage stellt, wie ökologisch Helme sind.
Die meisten sind es nämlich nicht. Immerhin gibt es einen Hersteller, der aus dem Meer gefischtes Plastik recycelt, und einen, der dafür Plastikflaschen nimmt, klappbar ist dieser auch noch. Aber das ist ja immer noch Plastik. Aus diesem Helm aus Holz und Cellulose ist nichts geworden, denn der Link zur Herstellerseite führt zu Error 404. Helme aus Holz und Kork dieses US-Herstellers gibt es immerhin für sehr teures Geld zu kaufen. Aber der Papierhelm ist aus dem Start-up nicht hinausgekommen. Und ich fürchte, auch mit diesem Korkhelm geht es nicht voran. Diese Helmdesginerin sucht für ihren Korkhelm ebenfalls wohl noch immer nach einem Hersteller. Als zumindest in Teilen aus nachhaltigem Material hergestellt, scheint dieser Helm zu sein, wenngleich er Kork und Bambus mit Kunststoff mischt. Das geht auch mit Muschelschalen

Da ich schon ein Bambusrad fahre, würde ich mich durchaus für einen Holz- oder noch lieber Korkhelm entscheiden und dafür wiederum in Kauf nehmen, dass sie meinen Wünschen nach Alltagstauglichkeit nicht ganz entsprechen. Aber diese Helme werden wir noch ganz lange in keinem Fahrradladen sehen und anprobieren können, vermutlich sogar nie. 

Fazit: Nach all den Jahren habe ich für mich festgestellt, dass ein Helm - wenn man ihn schon eher ungern trägt - zusätzlich zu einer zuverlässigen Schutzwirkung auch diese Alltagsfunktionen erfüllen müsste:

  • Er schützt vor Regen (es regnet nicht oben hinein).
  • Er schützt die Brille vor Regen und verschattet die Augen bei kurzen Gegenlichtfahrten.
  • Er sorgt im Sommer für eine kühlende Luftzirkulation (die Löcher haben Insektengitter).
  • Er hat Reflektoren oder reflektierende Flächen.
  • Er lässt sich ans Fahrrad klipsen und abschließen. 
  • Er erlaubt mehr Frisuren als offenes Haar oder Zopf. 
  • Er passt zu einem weiblich urbanen Outfit und sieht nicht nach Kunststoff aus.
  • Er ist aus nachhaltigen Materialen gemacht. 
Wobei sie je nach nach Einsatz und Ansprüchen unterschiedlich sein können. Rennradler:innen oder BMX-Radler:innen suchen und brauchen was anderes als Stadtradler:innen, schon klar. Leider finde ich aber selten einen Helm, der wenigstens drei oder sogar vier der gesuchten Eigenschaften erfüllt. Irgendwas fehlt immer. 

6 Kommentare:

  1. Langer Post. Aber der Beweis, dass die Quadratur des Kreises nicht möglich ist, war ja auch ein längeres Unterfangen.

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  2. Thomas Albrecht8. Mai 2023 um 09:35

    Puh, gelesen! .... Sichere Radinfrastruktur (ähnlich der Niederlande) wäre wohl doch die einfachste Lösung ;-)

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  3. Helm für Sportradfahrer ja, aber warum für Alltagsradfahrer. Sichere Infrastruktur, dann braucht man keine Schutzkleidung. Im beruflichen Umfeld heißt das TOP-Prinzip (Technische Maßnahmen, Organisatorische Maßnahmen, Persönliche Maßnahmen) Also erst alles andere ausreizen, erst dann Schutzkleidung. Und da ist beim Verkehr noch sehr viel Luft nach oben. Allein die Technischen Maßnahmen sind noch lange nicht ausgereizt, von den Organisatorischen ganz zu schweigen. Nicht das Pferd von hinten aufzäumen.
    Karin

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  4. Moin moin. Ich bin so oft gestürzt und froh das ich ein helm auf hatte.
    Mein Tip, nicht allzusehr sparen.
    Mein Favorit, NutCase!

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  5. Moin,
    du sprichst mir aus der Seele! Ich fahre morgens immer 9 km nach Osten in die aufgehende Sonne. Was würde ich mich über eine abklappbare Blende freuen! Im Winter ist Käppi unterm Helm ggf. noch ok, aber im Sommer?
    Ich hoffe, eines Tages erbarmt sich das Designvolk und kriegt das auf die Kette...
    LG
    Sabine

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