30. September 2019

Eine Fahrbahn wird zum Radweg

In der Filderstraße stadtwärts zur Immehoferstraße hin gibt es eine Baustelle. Sie hat sich mitten auf dem Radfahrstreifen platziert.

Von dem Radwegschild, das da aufgestellt ist, ist das "Ende" inzwischen verschwunden. Das heißt nun für alle Radfahrenden und Autofahrenden, die Fahrbahn wird zum Radweg. Autos dürfen hier nicht mehr fahren. Das Radweg-Schild steht prominent rechts von der Fahrbahn: Es gilt also. Und endlich haben wir mal eine ganze Fahrbahn als Radweg. Hurra!

Natürlich wissen alle - Radfahrende wie Autofahrende - dass das nicht gelten kann. Was aber bedeuten Verkehrszeichen dann noch, wenn wir jeweils selbst entscheiden müssen, ob sie gelten oder nicht?

28. September 2019

Der ADAC findet den Radweg Heilbronner Straße super

Der ADAC hat die Fahrradsicherheit an Einmündungen und Kreuzungen in verschiedenen Städten getestet und findet Stuttgart gar nicht so schlecht, was die Kreuzungen betrifft. Teil sogar richtig gut. 

Das hat bei uns (auch im Zweirat) zu Stirnrunzeln geführt. Stimmt schon, wir haben relativ wenige der fürchterlichen tödlichen Abbiegeunfälle in Stuttgart. Was auch daran liegt, dass wir nur ganz wenige Radwege haben, die für vertrauensvolle Radler/innen gefährlich werden, wenn Autofahrer über sie hinweg abbiegen können. Kurioserweise hat der ADAC aber unter anderem ausgerechnet die Radwege an der Heilbronner Straße untersucht und für gut befunden. 

26. September 2019

Was macht die Zeit des Autofahrers so viel wertvoller ...

... als die aller anderen Verkehrsteilnehmer/innen?

Wir sind an dem Moment in der Verkehrswende angekommen, wo wir solche Fragen stellen. Das ist gut. Allerdings sind wir noch weit von grundlegenden Änderungen entfernt.

In Stuttgart - genauso wie in anderen Städten - soll der Autoverkehr immer rollen. Wenn er, wie am Sonntag während der autofreien Theo, kurz von Aktionsgruppen blockiert wird, spricht die Polizei von Nötigung. Wenn eine Baustelle den Gehweg blockiert und den Radstreifen gleich mit, zuckt sie mit den Schultern. Fußgänger/innen und Radfahrende haben offenbar Zeit. Sie benutzen ja nur ihre Muskelkraft, um Wartezeiten und Umwege zu bewältigen.

24. September 2019

Mordversuch auf der Downhillstrecke

Ein Unbekannter hat auf der Downhillstrecke in Degerloch ein Dratseil gespannt. Das ist lebensgefährlich. 

Ein 16-jähriger Downhiller sah den Draht am Samstag zum Glück rechtzeitig, bremste und stürzte dabei. Das Ganze ist glimpflich ausgegangen. Ein zweiter unbekannter Downhiller entfernte dann den vermutlich etwa auf Brusthöhe gespannten Draht und nahm ihn mit. Die Polizei nimmt den Anschlag sehr ernst: Es ermittelt das Dezernat für Körperverletzung und Tötungsdelikte. Man gehe von "gefährlicher Körperverletzung mit lebensgefährlichen Methoden aus", schreibt die Stuttgarter Zeitung.

22. September 2019

Pedelec-Fahren erhält länger jung

Das ist das Ergebnis einer niederländischen Studie. E-Räder gleichen den Mangel an Körperkraft im Alter aus und halten deshalb länger in Bewegung. 

Vor allem Männer, aber auch viele Frauen, die seit ihrer Jugend viel Fahrrad fahren, können sich oft nicht vorstellen, auf ein Pedelec umzusteigen. Aber man wird leider unweigerlich älter. Die Alte Weinsteige radelt man irgendwann nicht mehr so leicht hoch,  schiebt das Rad immer öfter in die Stadtbahn und lässt sich hochbringen.  Aber ein Pedelec? Dazu kann sich ein Normalradler nicht so schnell entschließen.

20. September 2019

Falsche Planung für eine Kreuzung

Schwabstr über Rotebühlstraße Richtung Tunnel
Bevor der Gemeinderat den Beschluss für ein fahrradfreundliches Stuttgart gefasst hat, hat das Bauamt dem Bezirksbeirat West eine neue Planung für die Kreuzung Schwabstraße/ Rotebühlstraße vorgelegt.

Sie sieht eine Erweiterung der je zwei Fahrspuren auf der Rotebühlstaße auf je drei an der Kreuzung vor.  Der Eingang zu U-Bahnhaltestelle muss dafür für 800.000 Euro verlegt werden. Fürs Fahrrad ist gar nichts vorgesehen, keine Radstreifen, keine Aufstellplätze, nix. Das geht so nicht.

18. September 2019

Radfahren im Pfadfindermodus

Auf der Verbindung zwischen Wilhelmsplatz und Finanzamt (Torstraße, Eberhardstraße und Rotebühlplatz) müssen Radfahrende vier Mal die Spur wechseln und kreuzen insgesamt zehn Mal die Fahrlinien von Autos.

Die Strecke auf der Rotebühlspange wirkt auf Radfahrende so, als habe man sie in verschiedenen Epochen fleckchenweise geplant, ohne zu wissen, wie die Radführung zehn Meter weiter organisiert ist. Die Fahrlinien von Autos und Fahrrädern durchschlingen und überkreuzen sich, Wegführungen bleiben unklar, und man landet unerwartet an Verbotsschildern oder Verkehrsinseln. Insgesamt eine verwirrende Streckenführung, die nur für routinierte Radler/innen mit Pfadfindersinn taugt.  

16. September 2019

Alle sind fürs Fahrrad, oder?

Im Herbst stehen im Gemeinderat Haushaltsberatungen an. Mit dabei ein großes und Millionenschweres Paket aus dem Zielbeschluss Fahrradstadt Stuttgart. 

Beschlossen haben es die Grünen im April zusammen mit der knappen Mehrheit von SÖS-LinkePluS und SPD. Inzwischen hat eine Gemeindratswahl stattgefunden, aus der die Grünen zwar als stärkste Kraft (16 von 60 Sitzen) hervorgegangen sind, die es aber nicht leichter gemacht hat, für eine rasche und deutliche Umweltpolitik eine Mehrheit zu finden. Können wir künftig auch mit der CDU in unserem Gemeinderat rechnen?  Im August überraschte die Union unter dem Titel "Klimadialog" immerhin mit dieser Erklärung:

14. September 2019

Ihr werdet doch auch mal schieben können

Oder bremsen. Oder eine U-Kurve fahren. Oder das Rad den Bordstein hochheben. Wenn das nicht mehr zumutbar ist ...

Es gibt entrüstete Antworten, wenn wir Radfahrenden uns über ungeschickte Verkehrsführung beschweren. Über zu hohe Bordsteine, unmögliche Kurven, Schiebestrecken, lange Wartezeiten an Ampeln. Oder gar darüber, dass Linksabiegen nur halblegal möglich ist. "Was wollt ihr denn noch alles? Und ihr fahrt doch sowieso immer bei Rot."

12. September 2019

Die Mobilität ist weiblich, der Verkehr männlich

Petra Sturm ist Rennradfahrerin und zieht im Standard ihre persönliche Bilanz übers Radfahren  in Österreich und die Rolle der Frauen im Straßenverkehr.

"Ich ärgere mich auf Wiens Straßen täglich über breite SUVs, dir mir als Radlerin das legale Fahren gegen die Einbahn verunmöglichen, und fühle mich auf dem Radstreifen bedrängt. Gute Tipps von Polizisten, ich solle halt lieber öffentlich fahren, wenn ich den Straßenverkehr gefährlich finde, brauche ich genauso wenig wie rasende Männer in großen, schwarzen Autos mit fetter Soundanlage, die mir "Verfickte Hure am Rad" nachrufen, oder schnelle Radler, die mich auf dem Radweg riskant überholen. Gegen patriarchale Strukturen bin ich allergisch."

In Österreich ist etwas geschehen, was die Diskussion übers Radfahren zugespitzt hat und symptomatisch ist, für den Umgang mit Radfahrenden. 

11. September 2019

Ja, Wahnsinn!

Geht doch. Noch vor zwei Jahren habe ich mich über Abkürzungen durchs Grün mokiert, weil die Wegeführung zu winklig sind.

Und schon wird am Neckardamm so eine Abkürzung asphaltiert. Es handelt sich um die Spitzkehre am Cannstatter Wasen für Radler, die von der Hall of Fame kommen und Richtung Esslingen weiterradeln wollen (und für die, die in Gegenrichtung unterwegs sind).  Das Foto vom Moment der Vewandlung einer Schlammspur in eine radelbare Fläche hat mir Blogleser Alex geschickt. Danke dafür.

10. September 2019

Wollen wir nicht langsam mal erwachsen werden?

Es wird Zeit, dass wir Radfahrenden aufhören, uns wie Fußgänger/innen zu verhalten

Das denke ich jedes Mal, wenn ein Radler im Kindermodus auf den Gehweg hochfährt, weil er an der Autoampel nicht warten will, um dann mit Fußgängergrün die Fahrbahn zu überqueren. Oder wenn eine Radlerin über einen Gehweg abkürzt.

Ja, ich weiß, auf der Fahrbahn gibt es Konflikte mit Autofahrenden, etwa wenn man die Hasenbergsteige oder die Alte Weinsteige hochfährt, wo kein Platz ist fürs Überholen und einem die Autos fahrbahnausfüllend entgegenkommen. Oder im Schwabtunnel, wo die Autos hinter einem schnauben, wenn man auf der Fahrbahn durchradelt. Aber Gehwege sind nun mal für Fußgänger/innen. Sie sind zwar oft für uns Radler freigegeben, aber oft auch nicht. Und dann sind sie für uns tabu. Punkt.

8. September 2019

Der feindliche öffentliche Raum

Sind wir eigentlich noch Fußgänger/innen? Wenn nein, können wir es wieder werden? Und wollen wir das überhaupt?

Der Wiener Verkehrsexperte Hermann Knoflacher sagt in einem Inverview mit dem Managermagazin: "Die Menschen begreifen nicht, dass das Auto sie in eine völlig andere Raum-Zeit-Dimension katapultiert, die sie nicht verstanden haben. Sie fühlen sich gut, während sie die Natur zerstören, die Landschaft zerstören, die Städte zerstören, die Wirtschaft zerstören. Das sind langsame Prozesse, die viele nicht bemerken. Dazu kommt, dass das Auto Menschen mit nachhaltigen Verkehrsmitteln den Boden entzieht, indem es den öffentlichen Raum zur lebensgefährlichen und ungesunden Umwelt macht."

Und was tun wir? Wir ziehen uns in Innenräume zurück, wir machen unsere Fenster schalldicht, wir fahren mit dem Auto aus der Stadt hinaus, um irgendwo zu wandern und frische Luft zu genießen, wir stellen Luftstaubsauger (natürlich auf den Gehwegen) auf, denn wir haben unseren Außenraum komplett dem Auto überlassen, das uns vergiftet.

6. September 2019

Der oder das Radler, das ist hier die Frage

Das sind Statements: "Radler, nein Danke." Und: "Technisches Hilfswerk, Hilfe für den Nächsten." Beides passt nicht recht zusammen: Nächstenliebe und Radlerhass. 

Aber Nein, nicht aufregen! Der meint ja gar nicht uns Radfahrende! Der meint dieses komische Getränk, das man Radler nennt. Gell! Es gibt zumindest Aufkleber, die das optisch darstellen und nicht nur einfach optisch abkotzen.

4. September 2019

Wenn das Falschparken kein Kavaliersdelikt mehr ist

Eigentlich kann ich nicht glauben, was ich lese: Das Bundesverkehrsministerium will, dass Parken auf Radwegen nicht nur 100 Euro kostet, sondern auch mit einem Punkt geahndet wird.

Das meldete die Saarbrücker Zeitung als erste. Aber wenn man genau hinschaut, wird es schon wieder etwas harmloser. Den Punkt in Flensburg soll es nur geben, wenn eine Behinderung, Gefährdung oder Sachbeschädigung vorliegt. Also nie  ... Oder?

2. September 2019

Die Critical Mass und die Polizei

Dürfen Autofahrende eigentlich den Verkehr lahmlegen? Beispielsweise morgens und abends, wenn sich alles staut? Dürfen das Radfahrende auch? 

Die Critical Mass Ulm ist am 27. August von der Polizei aufgehalten und dann weg eskortiert worden und hat über Twitter nach den Erfahrungen gefragt, die andere CM-Ausfahrten in anderen Städten haben. Sie hat viele Antworten bekommen.

Hier ein kurzer Abriss der Entwicklung der CM in Deutschland: