29. April 2019

Und wieder: Zum Teufel mit den Radlern - Untertürkheim

In der Arlbergstraße in Untertürkheim wird irgendwas unter der Bahnbrücke gebaut. Kurzerhand hat man dafür den Zweirichtungs-Radweg dicht gemacht. Ersatzlos. 

Wer hier linksseitig radelt, kommt nicht auf die rechte Fahrbahn rüber. Und auf der anderen Seite kommt man auch nicht vom Radweg runter auf die Fahrbahn. Radfahrende müssen sich hier in Luft auflösen. Oder schieben.

Nebendran verläuft eine Fußgängerunterführung. Da steht ein Fußgängerschild, das sagt, dass man hier nicht Rad fahren darf. Darunter hängt das Schild "Radfahrer absteigen". Darauf hat mich Blogleser Alex aufmerksam gemacht, der auch die Fotos geschickt hat.

27. April 2019

45 Gründe fürs Radfahren

Die zählt Carlton Reid hier auf, darunter die üblichen wie, länger leben und attraktiver aussehen. 

Viele der Gründe kennen wir. Aber wussten wir schon, dass Radfahrer/innen auch die besseren Autofahrer/innen sind? Oder dass sich sogar dann bessere Luft atmen als Autofahrende, wenn sie an einer viel befahrenen Straße unterwegs sind? Oder dass sie fliegen können?

Ich habe die Liste aus dem Englischen weniger übersetzt als vielmehr ins Deutsche übertragen und dabei zusammengefasst und mir die ausführliche Nennung der Quellen für die Studienergebnisse gespart. Die findet ihr im Originaltext. Und hier meine Version:

25. April 2019

Autofahrer haften, wenn ein Radler stürzt, weil er ausweichen muss

Autofahrende haften ja immer mit, wenn ein Radfahrender durch den Zusammenstoß mit ihrem Auto zu Schaden kam oder sein Fahrrad beschädigt wurde, egal, ob der Radler was falsch gemacht hat oder nicht.

Schon das wissen viele Autofahrer/innen nicht. Nun hat ein Gericht festgestellt, dass ein Autofahrer zur Hälfte haftet, wenn ein Radler stürzt, selbst wenn es nicht zu einer Berührung mit dem Auto gekommen ist.

Im vorliegenden Fall fuhr ein Radfahrer auf einem Feldweg. Ihm kam ein Auto entgegen, dessen Fahrerin ihn zwang, auf den matschigen Seitenstreifen auszuweichen. Als er zurück auf den Feldweg fahren wollte, stürzte er und verletzte sich.

24. April 2019

Abbiegeunfall in Stuttgart

Ein Autofahrer biegt ab, bringt eine 19-jährige Radlerin zu Fall und begeht Fahrerflucht. 

Der Unfall ereignete sich gestern Mittag (23. April). Der Autofahrer bog von der Rotebühlstraße nach rechts in die Paulinenstraße ab. So wie die Polizei das schildert, fuhr die Radlerin geradeaus, wurde von dem 84-Jährigen mit dem Auto gestreift und stürzte. Der Autofahrer konnte später ermittelt werden. Offenbar hatte er die Radfahrerin nicht gesehen, und womöglich hat er sogar von dem Unfall nichts mitbekommen. (Die Polizei sucht Zeug/innen)

Schaut man sich die Stelle an, liegt die Vermutung nahe, dass die Radlerin auf dem erlaubten (für Radler freigegeenen) Gehweg kam (was die Polizei nicht sagt) und die Fußgängerfurt nahm, um Richtung Innenstadt zu fahren. 

23. April 2019

Gastronomie drängt Fußweg auf den Radweg

Die Fußgängerzone mit Radweg entlang der Holzstraße beim Dorotheenquartier ist ja schon ziemlich verunglückt.

Der Radweg wird gern zugeparkt. Lieferfahrzeuge fahren auf ihm herum. Und jetzt ist noch diese Außengaststätte dazu gekommen.

Bisher haben Fußgänger/innen den Radweg der Hauptraderoute 1 ganz gut respektiert. Es sei denn, ein Auto parkt wieder mal die Fußgängerfläche zu. Aber nun haben Tische, Stühle und Sonnenschirme den Fußgängerplatz auf ganzer Breite erobert. Zu Fuß Gehende  haben gar keine andere Wahl mehr, als über den Radweg auszuweichen, wenn sie sich nicht sklavisch korrekt zwischen den beiden Blindenleitlinien entlang quetschen wollen. Und wer sich als Blinder mit dem Stock an der Leitlinie orientiert, landet im Blumenkübel. Das tut weh.

21. April 2019

Die strukturelle Gewalt des Straßenverkehrs

„Es liegt in der Natur des Radfahrers, dass er 90 Prozent der für ihn geltenden Regeln ignoriert“, behauptet der 73-jährige Vorsitzende des Bundes der Fußgänger, Irrgang. 

Das gefällt der Presse natürlich. Eigentlich ging es aber um die E-Scooter-Bedrohung auf Gehwegen.

Diese Aussage (und Schlagzeile) fand viel Beifall. Ich weiß nicht, ob Irrgang alle Radler meinte und was "die Natur des Radfahrers" ist, und ich weiß nicht, wie viele Regeln für Radfahrende Herr Irrgang kennt. Vermutlich bezieht er sich auf genau zwei, die immer genannt werden, wenn es um die Regeln geht, die Radler angeblich nie einhalten: "Radfahrer fahren immer bei Rot" und "Radfahrer fahren immer auf dem Gehweg". Vermutlich hat er keine Vorstellung, wie unglaublich viele Regeln Radfahrrende beherrschen müssen. Denn Radfahrende sind auf Fahrbahnen unterwegs, aber auch auf Radwegen, Radfahrstreifen, Schutzstreifen, Waldwegen und freigegebenen Gehwegen und sehen sich Autoampeln, Fußgängerampeln, Fußgänger-/Radampeln und Radampeln gegenüber, und für alles gelten ganz dezidierte Regeln. Für Autofahrende und Zufußgehende sind die Regeln viel einfacher.

Der Fußgänger, das geknechtete Wesen im Straßenverkehr

19. April 2019

Autofahrer gefährdet Radler, aber Radler bekommt Verwarnung


Ein Radler wird knapp überholt, zeigt den Autofahrer an und bekommt einen Bußgeldescheid, weil er das Rechtsfahrgebot nicht eingehalten habe.

Eine neue Studie zeigt: Radfahrer werden vor allem von Lkw- und Busfahrern, aber auch von vielen Autofahrern zu eng überholt. Die Dooring-Gefahr wird hingegen unterschätzt (unten mehr dazu). Wie können wir Radler uns schützen? Offenbar gar nicht.

Es ist nicht das erste Mal, dass ich Kenntnis von einem Gewaltakt eines Autofahrers erhalte, der damit endet, dass die in die Enge getriebenen Radfahrenden die Anzeige bekommen.

17. April 2019

Betrunkener Radler verletzt Fußgängerin auf zu enger Baustellenumleitung

In Cannstatt hat ein alkoholisierter Radfahrer eine Fußgängerin umgefahren. Beide verletzten sich so schwer, dass sie ins Krankenhaus kamen. 

Die Stuttgarter Zeitung berichtet unter Berufung auf die Polizei, der Radler sei  "verbotswidrig" auf dem Geheweg unterwegs gewesen. 

Doch diese Aussage der Polizei ist falsch. Nach ihrer Darstellung fuhr der Radler am Sonntagabend auf dem Gehweg der König-Karl-Straße auf die Bahnunterführung (Kleemannstraße) zu. Und genau hier ist der Gehweg freigegeben. Blogleser Peter hat dieses Foto am drauffolgenden Dienstag gemacht.

Denn hier ist seit Monaten der Radfahrstreifen wegen einer Baustelle verschwunden, über die ich auch schon berichtet habe. Damit die Autos ungehindert auf zwei Spuren fahren können, werden Radler auf den Gehweg geleitet. Natürlich alles kriminell eng. Eine Zumutung für Radler auf ihrer Hauptradroute 1 und für Fußgänger/innen. Nur ganz mutige oder masochistische Radler werfen sich hier in den Autoverkehr, der entweder steht (und damit steht auch der Radler im Stau) oder gehetzt den Radler hetzt. Fußgänger haben diese Wahl nicht.

16. April 2019

Rad hängt sich auf

An der Wand geparkt oder Kunstinstallation? Oder beides? Das ist Radparkplatzkunst am Bau. 

Ein Keller ist nicht vorhanden oder mit viel zu steiler Treppe ausgestattet. Gehwege sind auch eng, da kann man Fahrräder auch in die Höhe parken. Stört Fußgänger/innen weniger und die Dinger sind hübsch aufgeräumt. Die stehende Fahrräder sind an Haken mit Ringen an der Wand angekettet. Die leichteren hängen oben. Gut gelöst und hübsch.

14. April 2019

Stuttgarter Schelmenstück - Radlerumleitung durch U-Bahn-Station

Hui, Spiralrampe runter, durch die querenden Bahnreisenden schlingern, Strampel, Spiralrampe wieder rauf. 

Das Stuttgarter Kuriosum ist nur für eine Woche zu besichtigen und zu befahren. Also beeilen, angucken, staunen! Ohnehin ist die gesamte Radlerumleitung der Hammer.

Am Neckartor wird die Fahrbahn mit einem Straßenbelag versehen, der Stickstoffdioxid reduzieren soll. Autos können stadteinwärts noch fahren, stadtauswärts aber nicht, sie werden über die Neckarstraße in die Heilmannstraße umgeleitet, zweispurig. Deshalb ist rundum alles für Fußgänger/innen und Radfahrende kurzerhand dicht gemacht worden. Wir sehen uns einem Verhau von roten Gittern und einem Wald von gelben Umleitungsschildern gegenüber. Die Radspur auf der Neckarstaßre Richtung Zentrum endet beim Autohaus.

13. April 2019

Radfahren ist Dünger fürs Gehirn

Für mich ist das Radfahren wie ein Kurzurlaub. Und ich komme erfrischt und tatendurstig an meinem Ziel an. Eine Erfahrung, die viele Radfahrende machen. 

Radfahren ist gesund, wissen wir. Aber es ist auch extrem gut für's Gehirn. Schon eine Stunde pro Woche auf einem Fahrradergometer (oder Fahrrad) erhöht nachhaltig die Ausschüttung von Neurotrophinen, also Wachstumsfaktoren in Muskulatur und Gehirn. Das Eiweiß BDNF sorgt dafür, dass Nervenzellen und neue Verknüfpungen zwischen den Nervenzellen entstehen. Je mehr Gehirnzellen und je mehr neuronale Verbindungen, desto besser die geistige Leistungsfähigkeit eines Menschen. Wer drei bis fünf mal die Woche sechs bis zehn Kilometer zur Arbeit radelt (und zurück) hat bereits irre viel für sein Gehirn getan. Das belohnt ihn ode sie mit Einfällen, Gedächtnisleistungen und Selbstvertrauen.

11. April 2019

Stuttgarter Gehäcksel

Der Radfahrstreifen inVaihingen entlang der Möhringer Landstraße und auf der Vahinger Straßen von Möhringen ist sichtlich in die Jahre gekommen und hat seine Tücken.

Inzwischen sind die weißen Begrenzungstreifen abgefahren und brüchig. Und man sieht der Gestaltung an, dass seine Planung eher aus vor-ERA-Zeiten stammt. Vor sechs Jahren habe ich schon mal über ihn geschrieben. Da war er frischer und später in Möhringen auf der Vaihinger Staße noch teils im Bau. Er ist 2 Meter breit. Autos haben 3 Meter für sich. Das geht allerdings nicht lange so.

10. April 2019

Fahrradklimatest des ADFC - die Angst nimmt zu

Der ADFC hat am Dienstag die Ergebnisse der Umfragen zum Fahrradklima in deutschen Städten vorgelegt. Der Test wird alle zwei Jahre gemacht.

In Stuttgart hat sich die Einschätzund der Radfahrenden nicht verändert. Die Stadt bekommt fast überall schelchte Noten zwischen 4 und 5.

Stuttgart liegt unter den Großstädten von über 500.000 Einwohnern hinter Leipzig auf Platz 10 von 14. Besonders bemängelt werden die fehlende Kontrolle von Falschmarkern (5,2) auf Radwegen und Radstreifen. Schlecht schneidet auch ab, dass wir hier viel zu viel im Mischverkehr mit Autos (4,9) radeln müssen und unsere Radinfrastruktur schmal und eng ist. Tiefpunkt ist das schlechtes Baustellenmanagment (5) für Radfahrende. Auch die Sicherheit kommt nicht gut weg (4,5). In Stuttgart werden Radfahrende nicht wirklich akzeptiert und es fahren zu wenige Alte und Junge mit dem Fahrrad, so die Einschätzung der rund 1.300 Menschen, die den Fragebogen ausgefüllt haben.

9. April 2019

Welche Privilegien denn? - Der Vorschlag der Länder

Das sind die 15 Vorschläge der Länder, die den Radverkehr sicherer machen, aber auch erleichtern sollen. 

Auch wenn CDU und FDP zetern, dies sei eine Privilegierung von Radfahrenden und die Radrowdies stünden schon auf den Startpedalen, so enthalten die Vorschläge der Länder-Verkehrsminister zum größten Teil Maßnahmen, die eh schon gelten, nur nicht explizit. Bisher sind Radfahrende (wie Fußgänger/innen) im Straßenverkehr unteprivelegiert, sie müssen fast immer zurückstehen, lange warten, haben kaum Raum. Das Auto dominiert komplett unsere Straßen und Städte. Es ist geradezu irrsinnig privilegiert. Die Vorschläge schaffen nicht einmal annähernd Gerechtigkeit, denn über Ampelschaltungen und Durchgängigkeit und Schutz von Radwegen sagen sie nichts. Innovative Ideen, die die Mobilitätsbesonderheiten des Radfahrens berücksichtigen, fehlen völlig. Hier die 15 Punkte im Einzelnen wie sie Spiegel-online veröffentlicht hat, kommentiert von mir.


7. April 2019

Revolution auf der Straße - die E-Scooter kommen

Elektro-Tretroller werden in wenigen Wochen bei uns legal gefahren werden dürfen. Das Bundeskabinett hat eine entsprechende Verordnung beschlossen. Der Bundestag wird wohl zustimmen.

Entgegen der ersten Pläne ist kein Mofaführerschein dafür nötig. Einen Helm muss man auch nicht aufsetzen. Mit E-Scootern, die bis zu 20 km/h schnell sind, muss man auf Radwegen und Radstreifen fahren und, wo keine sind, auf der Straße (allerdings außerhalb geschlossener Ortschaften darf man nicht auf der Straße rollern). Gehwege sind verboten außer für solche, die nur bis zu 12 km/h schnell sind. Fußgänger/innen dürfen aber weder erschreckt noch behindert werden. An Ampeln gelten die Fußgängerzeichen. Ich nehme mal an, aber ausdrücklich geregelt ist das nicht, die langsamen E-Scooter haben dann auch auf Zebrastreifen Vorrang vor Autofahrern. Und man braucht eine Haftpflichtversicherung dafür und den entsprechenden Aufkleber, der irgendwo angebracht sein muss. Das wird lustig auf unseren Straßen.

5. April 2019

Es ist wirklich gefährlich am Rosensteinbunker

Bislang hat sich die Situation am Radüberweg am Rosensteinbunker nie verbessert. Nur dass immer mehr Radler dort unterwegs sind. 

Zum zweiten Mal habe ich eine Radlerin gesehen, die sich ahnungslos in Lebensgefahr gebracht hat, weil sie sich nach der Fußgängerampel richetete, nicht nach der Radlerampel.

Ich weiß, es ist nicht spannend, wenn ich immer wieder über dieselben Stellen schreibe. Aber auf einem der meistberadelten Radstrecken wird es nicht besser, sondern kritischer, je mehr dort radeln. Nur die Wegweiser stehen jetzt richtig.

Wer da unter der Woche radelt, kennt sich aus. Aber die unendlich vielen Radler/innen am Wochenende nicht. Sie sehen sich eine komplexen Abfolge verschiedener Ampeln und Infrastrukturen gegenüber:

3. April 2019

Wie kriegen wir die Ängstlichen aufs Fahrrad?

Radfahrend darf keine Mutprobe sein. Solange Nicht-Radler das Radfahren in Stuttgart für gefährlich halten, wird der Radverkehr nicht nennenswert zunehmen. 

Das Potenzial ist aber riesig. Die, die radeln würden, aber sich angesichts unseres Gestückels und der Automassen nicht trauen, liegt bei über 50 Prozent.

2005 hat Roger Geller (Portland, Oregon) vier Radfahrtypen identifiziert, die man sich hier journalistisch zusammengefasst anschauen kann.
  • Die Starken & Furchtlosen (ca. 1 Prozent, hauptsächiche junge Männer)
  • Die Begeisterten & Zuversichtlichen (7 Prozent)
  • Die Interessierten & Besorgten (60 Prozent)
  • und die, die unter keinen Umständen jemals Fahrrad fahren wollen (33 Prozent). 

1. April 2019

Schlechte Radinfrastruktur als Unfallursache Nummer 1

Die Unfälle mit Radfahrenden nehmen zu. Auch die Zahl der Radfahrenden nimmt zu. Über die Unfälle haben wir genaue Zahlen, über die größer gewordene Zahl der Radfahrenden nicht. 

Wir sehen, dass das Mehr an Radfahrenden in Stuttgart für den Effekt der Sicherheit durch Menge (Safety in Numbers) noch nicht reicht. Dieser Effekt bedeutet, dass ab einer gewissen Menge von Radfahrenden die Autofahrenden so sehr an sie gewöhnt sind, dass sie auf sie achten. Im Verhältnis zur Zahl der Radfahrenden sinken dann die Unfälle. Das ist beispielsweise in den Niederlanden so. Oder in Münster, wo Einheimische genau wissen, wie sie mit Radlern umgehen müssen. Eine Radfahrerin aus Münster erzählte mir, dass sie bei kritischen Begegnungen guckt, ob das Auto ein auswärtiges Nummernschild hat, dem begenet sie dann misstrauischer.  Bei uns ist die Radinfrastruktur mit dem wachsenden Radverkehr nicht annähernd mitgewachsen.